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"Viele meiner Werke hängen mit dem Krieg zusammen. Aber ich habe mir dieses Thema nicht ausgesucht. Es wurde mir vom Schicksal diktiert …"
Beim deutschen Überfall auf Polen floh der 20-Jährige aus seiner Heimatstadt Warschau nach Minsk, beim Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion ging es weiter Richtung Osten bis nach Usbekistan. Er selbst entkam so ein zweites Mal dem Tod, doch seine gesamte Familie verlor Mieczysław Weinberg in den Konzentrationslagern der Nazis. 1943 ließ er sich in Moskau nieder und fasste schnell Fuß im dortigen Musikleben - auch dank der freundschaftlichen Unterstützung Schostakowitschs. Doch auch hier war er antisemitischen Repressionen ausgesetzt, ganz zu schweigen von den absurden Anklagen und Formalismus-Vorwürfen, mit denen die Sowjetbehörden Künstler und Komponisten zu gängeln pflegte. All das mag dazu beigetragen haben, dass Weinbergs Schaffen erst lange nach seinem Tod angemessen gewürdigt wurde. Startschuss für seine internationale Anerkennung war die szenische Uraufführung seiner Oper "Die Passagierin" bei den Bregenzer Festspielen 2010. Seither wurde auch sein riesiges sinfonisches und kammermusikalisches Oeuvre wiederentdeckt und vielfach erstmals eingespielt. Im Vorfeld der "Passagierin"-Premiere an der Bayerischen Staatsoper beleuchtet Alexandra Maria Dielitz zusammen mit Interpreten und Musikwissenschaftlerinnen Leben und Schaffen dieses besonderen polnisch-jüdischen Komponisten, der heute vielen als "der dritte Mann" der sowjetischen Musik neben Schostakowitsch und Prokofjew gilt.