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Bayreuther Festspiele

24. Juli - 28. August 2023

Bayreuth - Laufenberg kritisiert seine Kritiker "Parsifal"-Regisseur schlägt zurück

Sein neuer "Parsifal" wurde verrissen. Regisseur Uwe Eric Laufenberg erntete für seine Bayreuther Neuinszenierung überwiegend negative Reaktionen vom deutschen Feuilleton. Nun schlägt Laufenberg zurück: Die Kritiker seien voreingenommen. Sie ließen nur das Regietheater gelten.

Regisseur Uwe Eric Laufenberg | Bildquelle: dpa/Fredrik von Erichsen

Bildquelle: dpa/Fredrik von Erichsen

Der neue "Parsifal" sorgte bereits vor der Eröffnung der Bayreuther Festspiele für Schlagzeilen: Es hieß, er sei islamkritisch. Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen verwandelten den Grünen Hügel in eine Festung. Mit großer Spannung wurde die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg erwartet - und verrissen. Nun schlägt Laufenberg zurück: Im Theaterfeuilleton "nachtkritik" veröffentlichte er eine "Antwort an die Schnellvernichter". Darin greift Laufenberg in erster Linie das deutsche Feuilleton an.

"Parsifal" - Kritiker voreingenommen

Uwe Eric Laufenberg fühlt sich und sein Werk unverstanden. Dem Großteil seiner Kritiker wirft der "Parsifal"-Regisseur vor, sich "in ein geschlossenes System begeben" zu haben. Dieses lasse die unvoreingenommene Betrachtung eines Theater- oder Opernabends nicht mehr zu, so Laufenberg. Der Regisseur bemängelt, die Kritiker interessierten sich lediglich dafür, ob "das Gesehene ebenfalls ein geschlossenes System anzubieten hat." Damit spielt Laufenberg auf das verbreitete Regietheater an. Viel zu wenig werde dagegen das Gezeigte an sich wahrgenommen, weitergedacht oder kritisiert, beklagt Laufenberg.

Laufenberg distanziert sich vom Regietheater

Lobend erwähnt Laufenberg die Besprechungen in der New York Times und im Londoner Telegraph. Der deutschen Presse hingegen wirft Laufenberg vor, nur das Regietheater gelten zu lassen. Dabei fordere dies stets die "vollständige Übermalung des eigentlichen Gegenstandes". Das ursprüngliche Stück selbst dürfe demnach auf der Bühne nicht mehr vorkommen, beklagt Laufenberg. Er empfindet dies als falsch - und prangert das Credo "Fidelio kann überall spielen, nur nicht im Gefängnis" an. Er empfinde diese Forderung als Gefängnis und habe das Bedürfnis daraus auszubrechen. Allerdings werde auf alles, was anders sei, von der Presse "mit Panik und übelsten Beleidungen draufgehauen."

Von Wieland Wagner bis Frank Castorf - Kritik an Kollegen

In seiner Kritik holt Laufenberg weit aus. Er skizziert einen Abriss über die Regiearbeiten bei den Bayreuther Festspielen - von der Nachkriegszeit bis heute: ausgehend von der Ästhetik Wieland Wagners über Patrice Chéreau, dessen Werk nachträglich zum "Jahrhundert-Ring" glorifiziert worden sei, bis hin zu den Regisseuren der letzten Jahre. Christoph Schlingensief, Stefan Herheim, Frank Castorf und Hans Neuenfels. Dabei schreckt Laufenberg nicht davor zurück, seine Kollegen zum Teil heftig zu kritisieren. Laufenberg teilt aus: Christoph Schlingensief habe mit seiner "Parsifal"-Inszenierung eine "Totalübermalung des Bühnenweihfestspiels" geschaffen. Stefan Herheim habe anschließend mit "historischen Puppenspiel-Taschentricks" gearbeitet und selbst Frank Castorf "langweilt inzwischen", so Laufenberg.

Laufenberg appelliert an die Zeit

Zum Schluss appelliert Laufenberg an das Internet-Zeitalter. Hier werde die Macht der Kritiker "schwächer und irgendwann unbedeutend werden". Laufenberg resummiert: "Ob ein Kunstwerk oder eine Aufführung einen Wert hat, wird die Zeit entscheiden."

Kommentare (3)

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Freitag, 26.August, 22:08 Uhr

Herbert Herz

Laufenberg

Das Regietheater und dessen Kritiker bedürfen der Erlösung.
Wann wird es endlich soweit sein? Laufenberg machte einen ersten Schritt.
Derweil bilden konzertante Aufführungen und Rossini in Pesaro
eine ordentliche Alternative.

Donnerstag, 18.August, 21:38 Uhr

Gerd Francke

Die Herren "Kritiker" - oje!

Da stürzen sich die Kritiker offenbar auf den Regisseur und vergessen ganz die wahre Katastrophe dieser Produktion: Klaus Florian Vogt als Parsifal. Dass dieser schülerhafte Singsang nicht in Grund und Boden rezensiert wird, bezeichnet einen Tiefpunkt des Feuilletons.

Donnerstag, 18.August, 13:30 Uhr

Peter

Parsifal

Was bitte ist Regietheater? Und warum soll ausgerechnet der Laufenbergsche Parsifal kein Regietheater sein? Überheblicher kann man auf Kritik nicht reagieren. Im übrigen fanden Zuschauer aus meinem Bekannten- und Freundeskreis bei der Premiere die musikalische Darbietung gut bis sehr gut. Die Regie von " na ja" bis "schrecklich". Nach dem was man im Internet sehen konnte: Wie überzeugend ist doch die aktuelle Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper!

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