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CD-Tipp – Berliner Barock Solisten Konzerte für 3 und 4 Violinen

Ein schlagkräftiges Team: die Berliner Barock Solisten und Reinhard Goebel, eine Ikone der Originalklang-Szene. Mit Werken von Vivaldi, Bach und Telemann zeigen sie auf "Cremona 2", wie moderne Instrumente und historische Aufführungspraxis harmonieren. Den Solopart dieser Konzerte spielen gleich mehrere Violinen.

Bildquelle: Hänssler

CD-Tipp – Berliner Barock Solisten

Konzerte für 3 und 4 Violinen

Etwas seidiger als gewohnt klingt dieses Konzert für vier Solo-Violinen von Antonio Vivaldi. Die Berliner Barock Solisten sind das Paradebeispiel für ein Barockorchester, das auf modernen Instrumenten, aber nach den Regeln der historischen Aufführungspraxis spielt. Ihr künstlerischer Leiter Reinhard Goebel ist in Hochform, so, wie man ihn kennt: Immer vorn auf der Stuhlkante, rasant und klangsinnig in einem, eigenwillig und authentisch: das Ensemble frisst ihm hochmotiviert aus der Hand.

Vivaldi als Vorbild für Bach und Telemann

Insgesamt sind vier Konzerte aus Vivaldis richtungsweisenden L'Estro Armonico von 1711 eingespielt. Einer, der seine Musik aufmerksam studiert hat, ist Johann Sebastian Bach. Das Konzert für drei Cembali BWV 1064 ist höchstwahrscheinlich auf eine nicht erhaltene Version für drei Soloviolinen zurückzuführen – und die hat Reinhard Goebel für diese Aufnahme rekonstruiert. Dritter im Bunde ist Georg Philipp Telemann, der sich zunächst mit der Musik von Vivaldi etwas schwergetan hat. Bei den zwei Konzerten, die Goebel ausgewählt hat, sind die Parallelen aber deutlich auszumachen. Gleichzeitig kann man hier gut nachvollziehen, warum Telemann für sein besonderes melodisches Gespür gerühmt wurde. Da ist er nämlich seinen beiden Kollegen eine Nasenlänge voraus.

Moderne Instrumente contra Originalklang

Die Soloparts teilen sich sechs Geigerinnen und Geier, spieltechnisch und musikalisch bleibt nichts zu wünschen übrig. Dennoch, gerade die sprechende Artikulation der Barockzeit lässt sich auf modernen Instrumenten eben doch nicht zu 100 Prozent überzeugend umsetzen. Dafür gibt es bei der Tongebung aber mehr dynamische Möglichkeiten. Alles in allem vermittelt sich der barocke Gestus vorbildlich. Ob Reinhard Goebel mit seiner Prognose, dass die Zukunft des Barockorchesters im modernen Instrumentarium liegt, nun recht hat, das sei einmal dahingestellt.

La Cremona 2

Antonio Vivaldi, Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach
Berliner Barock Solisten, Reinhard Goebel (Leitung)
Label: Hänssler

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 8. Juni 2025, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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