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Kostprobe | 28.05.2023 Nuit à Venise

Eine Stadt mitten im Wasser – und eine der prächtigsten überhaupt noch dazu: Venedig ist eine Klasse für sich. Das gilt auch für ihre Musiktradition. Zu einer Nuit à Venise bittet uns das Ensemble Les Surprises, ein strahlendes Kaleidoskop frühbarocker venezianischer Komposition.

CD-Cover: Nuit à Venise | Bildquelle: Alpha Classics

Bildquelle: Alpha Classics

Das stimmungsvolle Coverfoto zeigt den nächtlich beleuchteten Markusplatz regennass schimmernd, mitten im Bild die unvermeidlichen Hochwasserstege. Dazu der französische Titel "Nuit à Venise" – Assoziationen von einsamen Nachtschwärmern drängen sich auf, vom Wolkenbruch vielleicht, der den abendlichen Vergnügungen ein jähes Ende bereitete. Das große Fest jedoch fand bereits vor gut 400 Jahren statt, als Venedig noch in seinem einstigen Glanz erstrahlte.

Glanzvolle Feste

Repräsentative Prachtentfaltung, das war in Venedig immer ein großes Thema. Das Religiöse und das Weltliche waren eng miteinander verbunden, zwei Seiten ein- und derselben Medaille. In der Musik kam dies besonders zum Tragen, als die Oper begann, die Bühnen der Serenissima im Sturm zu erobern. Und so war der erste große Opernkomponist gleichzeitig auch Kapellmeister am Markusdom. Kein Wunder, dass Claudio Monteverdi der Ausgangspunkt für den musikalischen Festabend ist, den Louis-Noel Bestion de Camboulas auf dieser CD mit seinem Ensemble Les Surprises nachzeichnet.

Monteverdi und seine Nachfolger

Ein Festabend, der verschiedene Aspekte der venzianischen Musik in sich vereint. Die Nachfolger von Monteverdi werden vorgestellt bis hin zum gut 100 später wirkenden Antonio Lotti. Es gibt neben prächtigen geistlichen Werken quirlige instrumentale Tanzsätze, von Tarquinio Merula etwa oder Salomone Rossi. Ein klingender Spaziergang durch die Gassen des barocken Venedig, wo aus den vielen Kirchen und Palazzi Musik ertönte und die eng verzweigten Häuserreihen entlang der Kanäle erfüllt waren von den Klängen der Festzüge und Prozessionen.

Subtiler Klangzauber

Es ist dem dramaturgischen Feingespür von Louis-Noel Bestion de Camboulas zu verdanken, dass diese Zusammenstellung so durch und durch überzeugend gelungen ist. Das Konzept, die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede von knapp 100 Jahren venezianischer Musiktradition unter einen Hut zu bringen, vermittelt sich erstaunlich unauffällig. Daran hat auch das hervorragende Ensemble Les Surprises seinen Anteil, das auf ebenso unauffällige Art durchaus eine eigene Herangehensweise gerade im Gegensatz zu der einschlägigen italienischen Konkurrenz erkennen lässt. Das mit einer Sängerin oder einem Musiker pro Stimme besetze Ensemble spürt subtil den Klangfarben nach, ohne dabei die Transparenz des Gesamtklangs oder die Feinheit im Ausdruck der Einzelstimmen zu vernachlässigen. So ergeben sich immer wieder neue Blickwinkel auf die Nuancen dieser grandiosen Musik.

Nuit à Venise

Francesco Cavalli, Claudio Monteverdi, Giovanni Legrenzi, Salomone Rossi, Antonio Lotti, Alessandro Grandi, Giovanni Battista Fontana, Tarquinio Merula, Giovanni Antonio Rigatti
Ensemble Les Surprises
Louis-Noel Bestion de Camboulas (Leitung)
Label: Alpha Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Mai 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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