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Kostprobe | 24.03.2024 Der prunkvolle Tod

Kaiserliche Begräbnisse waren in der Barockzeit Anlass zu größter Prachtentfaltung. Für Beisetzungen im Hause Habsburg hat Johann Joseph Fux 1720 ein Requiem geschrieben. Eine empfehlenswerte neue Einspielung kombiniert es mit einer lichten Messe von Giovanni Battista Pergolesi.

Johann Joseph Fux: Kaiserrequiem - Giovanni Battista Pergolesi: Missa in D | Bildquelle: Prospero

Bildquelle: Prospero

Staatsbegräbnisse sind ziemlich aufwändige Angelegenheiten. Was heute zu erleben ist, wenn eine öffentliche Person von Rang und Würden zu Grabe getragen wird, ist allerdings eine äußerst karge Veranstaltung im Vergleich zu dem, was ein Staatsbegräbnis in der Barockzeit war. Man muss sich eine tagelange düstere Inszenierung vorstellen. In der Kirche ein gewaltiger bühnenartiger Aufbau, das sogenannte Trauergerüst, unter dem zwischen Hunderten von Kerzen der oder die Verstorbene pompös – ja, man muss sagen: präsentiert wurde. Schwarzer Samt überall, Weihrauch in dichten Schwaden. Und natürlich Musik ohne Ende.

Beispielsweise die von Johann Joseph Fux. 25 Jahre älter als Bach und Händel war er, in Wien unter anderem Hofkapellmeister Kaiser Karls des VI, des Vaters von Maria Theresia. Für die Habsburger schrieb Fux Opern, Instrumentalwerke und Kirchenmusik. So 1720 ein Requiem, das gleich für mehrere kaiserliche Beisetzungen verwendet wurde. Deswegen ist es unter dem Beinamen "Kaiserrequiem" in die Musikgeschichte eingegangen. Es erklang aber beispielsweise auch, als der berühmte Prinzen Eugen von Savoyen 1736 pompös zu Grabe getragen wurde.

Pergolesi mal anders

Der Schweizer Dirigent Lukas Wanner hat mit dem Vokalensemble Zeronove und dem Orchester I Pizzicanti auf historischen Instrumenten dieses beeindruckende Werk neu eingespielt. Kombiniert hat er es mit einer Messe von Giovanni Battista Pergolesi, der ja mit seinem "Stabat mater" ein wahres Kultstück der Klassik geschaffen hat. Lukas Wanner ist ein kundiger, präziser Interpret dieser Musik des Hoch- und Spätbarock mit viel Gespür für Tempo und Timing. Vor allem auf den Chor kann er sich verlassen.

Ein Manko dieser Einspielung: Sie ist ein Livemitschnitt, manches geriet dann doch nicht ganz perfekt. Wenigstens den völlig unpassenden Schlussapplaus hätte man wegschneiden können. Andererseits macht ein Livemitschnitt atmosphärisch greifbar, was diese Kompositionen ursprünglich waren: nämlich Gebrauchsmusik, nicht fürs Konzert, sondern für große liturgische Anlässe. Zudem sind die beiden Stücke so außergewöhnlich, dass schon allein das großes Hörvergnügen garantiert und die Aufnahme empfehlenswert macht. Ein Requiem und eine Messe - genau richtig für die Karwoche. Und dass nach dem dunklen "Kaiserrequiem" dann Pergolesis Musik hell und leuchtend strahlt, das ist wie ein akustischer Lichtstreif des baldigen österlichen Sonnenaufgangs.

Johann Joseph Fux: Kaiserrequiem - Giovanni Battista Pergolesi: Missa in D

Johann Joseph Fux, Giovanni Battista Pergolesi
Vokalensemble Zeronove
I Pizzicanti
Leitung: Lukas Wanner
Label: Prospero

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. März 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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