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Kostprobe | 14.04.2024 French Affair mit dem Ensemble Molière

Das Ensemble Molière pflegt sein Faible für französische Barockmusik: Auf dem neuen Album haben sich die fünf Musikerinnen die Playlist des Sonnenkönigs vorgenommen.

Ensemble Moliere: The king's playlist | Bildquelle: Linn

Bildquelle: Linn

Abendaudienz am französischen Hof Ludwigs XIV.: Mit großem Zeremoniell und viel Pomp empfängt der Sonnenkönig seine Besucher im Schlafgemach. Noch schnell das Näschen gepudert und die Kissen aufgeschüttelt, jetzt fehlt nur noch feierliche Musik. Der König greift zum Smartphone, klickt auf seine Lieblings-Playlist und los geht’s. 

Natürlich hatte Ludwig XIV. kein Smartphone auf dem Nachtkästchen liegen und wenn, dann hätte er sich sicher nicht mit Musik aus der Konserve begnügt. Der königliche Soundtrack war schließlich ein maßgeblicher Teil der Selbstinszenierung des Sonnenkönigs. Eine Auswahl der Lieblingskomponisten-Komponisten des französischen Sonnenkönigs, hat das Ensemble Molière jetzt auf CD veröffentlicht. "The King's Playlist" heißt das Album folgerichtig.    

Barocke Details für Auge und Ohr

Für Booklet-Fetischisten ist das kurz angebundene Heftchen, das der CD beiliegt, eher nichts. Aber wer The King’s Playlist bei den gängigen Streaming-Diensten hört, dem dürfte das egal sein. Das Cover wiederum ist eine Augenweide: ein extra von einer Künstlerin aufwändig und detailreich gestaltetes Design in türkisblau, inspiriert von barocken Theaterzeichnungen. Frisch und gegenwärtig wirkt das, genau wie die musikalische Herangehensweise des Ensembles. 

Fein werden in den mehrteiligen Suiten und Konzerten die verschiedenen Satz-Charaktere in Klangfarbe, Besetzung und Anmutung differenziert.Mit Flöte, Geige, Gambe, Fagott und Cembalo pflegen die fünf Musikerinnen ihr Faible für französischen Barock. Nein, das war keine Genderspitze, es handelt es sich beim Ensemble Molière tatsächlich um ein reines Damenquintett. Und dem gelingt eine echter Ensembleklang, bei dem jede zu Wort kommt, mal im Vordergrund, mal gut gemischt im Tutti, aber immer bestens aufeinander abgestimmt. Schön zu hören ist das zum Beispiel  immer dann, wenn die elegante Fagott-Linie durch den Satz hindurchschimmert.

Gerne in Dauerschleife

Und wer findet sich nun auf der Playlist des Königs? Natürlich Monsieur Lully, die Herren Charpentier, Couperin und Delalande. Aber auch der heute seltener gehörte Jean de Cambefort. Der hat unter anderem Musik beigesteuert zu dem berühmt-berüchtigten Ballet de la nuit, einem großangelegten Ballet-Spektakel, bei dem Ludwig XIV. höchstselbst seinen großen Auftritt als Allegorie der Sonne hatte, der ihm zu seinem Beinamen verhalf. Auch die Musik zu dieser Szene, ist auf dem Album zu hören. 13 Stunden soll die Aufführung übrigens gedauert haben. Dem damaligen Publikum bleibt zu wünschen, dass die Musiker genauso so inspiriert und frisch drauflosgespielt haben wie das Ensemble Molière auf dieser CD. Die dauert zwar im Vergleich dazu nur knappe 50 Minuten, aber wer nicht genug davon bekommt, kann die Playlist ja einfach auf Dauerschleife stellen.

The king's playlist

Marc-Antoine Charpentier, Jean-Baptiste Lully, Michel Richard Delalande, Marin Marais, Francois Couperin, Jean de Cambefort
Ensemble Moliere
Label: Linn Records

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. April 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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