BR-KLASSIK

Zauberinnen: Händel Bühnenwerke sind voll davon. Sandrine Piau widmet Alcina, Armida & Co ihr neues Album. Und das hält, was es verspricht: zauberhafte Händel-Arien und ein echter Klassiker ist auch dabei.

Bildquelle: © alpha classics

Zugegeben, ich habe mich erstmal von reinen Oberflächlichkeiten locken lassen: Das CD-Cover hat mich neugierig gemacht, es sieht nämlich dem Album-Titel entsprechend tatsächlich ganz zauberhaft aus: Die wunderschöne Sandrine Piau in einem Kleid, das jeder Elfe gut zu Gesicht stünde, in silbriges Dämmerlicht getaucht vor einer verwunschenen Zauberwaldkulisse. Damit ist das Thema des Albums gesetzt: Echantresses - von "Zauberinnen" erzählt es.

Die scheinen Georg Friedrich Händel fasziniert zu haben: Alcina, Armida, Melissa - in den Reihen seines Bühnenpersonals finden sich jede Menge davon. Es sind nicht die unbekümmerten lebhaften Heldinnen, die sie früher oft dargestellt hat, sondern "großartige Verliererinnen", schreibt Sandrine Piau im Booklet: "Melissa und Alcina, Heldinnen in einem gnadenlosen Kampf um die Macht, die ihnen von der männlichen Vorherrschaft streitig gemacht wird. Der Schwung einer eitlen Geste. Jeder Zauber verliert sich unweigerlich."

Vielschichtige Frauenfiguren

Klar, transparent und griffig interpretiert Piau diese vielschichtigen Frauenfiguren. Begleitet wird sie von einem langjährigen Weggefährten: Jérôme Correas mit dem Ensemble "Les Paladins", das dynamisch mit der Solistin agiert und mit seinen Klangfarben die Szenen wunderschön plastisch illustriert. Besonders überzeugen dabei an vielen Stellen die prägnanten Bläser.

Die Gefühlswelt von Händels Kleopatra zeigt Sandrine Piau uns von freudig, über verzweifelt bis rachsüchtig in allen Facetten, die Arie der Lucrezia interpriert sie als zerbrechlich wirkendes Seelengemälde und den Gesang der Sirenen aus Rinaldo wunderbar sinnlich. Und dann ist da ja noch diese eine Arie: "Lascia qu'io pianga" aus Händels Rinaldo. Sandrine Piau singt sie hier zwar nicht zum ersten Mal, aber man kann sich ohnehin nicht daran satt hören. Satt singen übrigens auch nicht, sagt jedenfalls Sandrine Piau: "Lascia qu'io pianga", die bewegenste Arie überhaupt, strahlt in ihrer Schlichtheit und Menschlichkeit wie eine Beschwörung durch die Jahrhunderte. Wie durch Zauberei."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 6. Februar 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK