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Kostprobe | 21.05.2023 Triosonaten von Jacques-Philippe Lamoninary

Kennen Sie Lamoninary? Selbst Spezialisten der Alten Musik war der Nordfranzose bislang unbekannt. Wiederentdeckt hat den beachtenswerten Komponisten aus der Provinz das Ensemble Hermiolia. Seine Triosonaten im galanten Stil sind apart

Bildquelle: Passacaille

Maroilles ist ein kleiner Ort im Norden Frankreichs in der Nähe der belgischen Grenze, der vor allem für seinen gleichnamigen Käse bekannt ist. Der wohlschmeckende Weichkäse mit der rötlichen Rinde wird dort seit tausend Jahren hergestellt und ist ein Exportschlager. Maroilles ist auch der Geburtsort des Komponisten Jacques-Philippe Lamoninary, der dort 1707 geboren wurde. Nur kennt den leider kaum einer. Was auch daran liegt, dass Lamoninary seine Heimatregion nie verlassen hat, um etwa in Paris Karriere zu machen.

Dass seine Kompositionen alles andere als alter Käse sind, sondern appetitlich wie ein Maroilles, hat jetzt das französische Originalklangensemble Hemiolia bewiesen. Auf seiner neuen CD hat es Lamoninarys köstliche Triosonaten eingespielt und das Cover, mangels eines Konterfeis des Komponisten, konsequenterweise mit dem berühmten Weichkäse geschmückt.

Galanter Stil

Seine musikalische Ausbildung erhielt Jacques-Philippe Lamoninary in der Chapelle Saint-Pierre im benachbarten Valenciennes. Bereits mit 19 Jahren wurde er dort erster Geiger. Und er komponierte auch Musik für sein Paradeinstrument. Der Marquis de Cernay wurde sein Gönner und sorgte als Königlicher Generalleutnant dafür, dass Lamoninarys Opus 1 1749 auch gedruckt wurde – die hier eingespielten sechs Sonaten für zwei Violinen und basso continuo. Und die können sich durchaus mit den Sonaten ihrer Zeit messen lassen. Ihr Stil ist galant, ihr Melodienreichtum groß und ihr Impetus zupackend.

Inpiriert von Tartini und Boccherini

Man merkt dem nordfranzösischen Provinz-Ei nicht an, dass er keinen persönlichen Austausch mit anderen Komponisten seines Formats hatte. Denn er kannte eine ganze Menge zeitgenössischer Kompositionen. Mit dem französischen Stil war er ebenso vertraut wie mit dem italienischen. Besonders Tartini und Boccherini inspirierten ihn. Ähnlich wie Luigi Boccherini beendete Jacques-Philippe Lamoninary seine dreisätzigen Triosonaten gerne mit einem Minuetto Amoroso.

Tänzerische Attitüde

Das französische Ensemble Hemiolia spielt diese abwechslungsreichen Triosonaten mit resoluter Frische und tänzerischer Attitüde. Man kann nur hoffen, dass sich das Ensemble auch noch der anderen drei veröffentlichten Werksammlungen des Komponisten annimmt. Verdient hätte er es. Denn Jacques-Philippe Lamoninary starb im hohen Alter von 95 Jahren verarmt und vergessen. Seine Wiederentdeckung ist ein Glücksfall.

Jacques-Philippe Lamoninary: 6 Triosonaten Op.1

Jacques-Philippe Lamoninary
Ensemble Hemiolia
Label: Passacaille

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. Mai 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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