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Barbara Strozzi Komponistin und Sängerin

Barbara Strozzi war eine der wenigen Komponistinnen der Barockzeit. Obwohl sie niemals eine Stelle als Sängerin, Instrumentalistin oder gar Hofkomponistin hatte, hinterließ sie ein umfangreiches gedrucktes Werk. Die Venezianerin trug maßgeblich zur Entwicklung der Kantate bei.

"Gambenspielerin", Bildnis von Komponistin Barbara Strozzi (1581-1644) gemalt von Bernardo Strozzi | Bildquelle: gemeinfrei

Bildquelle: gemeinfrei

Das Stichwort vom 11. November 2018

Barbara Strozzi

Unter den wenigen Komponistinnen der Barockzeit nimmt die Venezianerin Barbara Strozzi eine Sonderstellung ein. Keine veröffentlichte so viele eigene Werke. Bereits als 25-Jährige legte Barbara Strozzi ihr erstes Madrigalbuch im Druck vor. In den folgenden zwanzig Jahren ging es Schlag auf Schlag. Insgesamt publizierte sie acht Sammlungen mit über 125 Einzelstücken.

Expertin des Liebesliedes

Allerdings fast ausschließlich vokale Kammermusik, also Arien, Kantaten und Madrigale in sparsamer Besetzung. Denn da Barbara Strozzi niemals einen Posten als Opernsängerin, Orchestermitglied oder gar Hofkomponistin ergatterte, komponierte sie fast ausschließlich für den eigenen Bedarf. Dabei wurde die Venezianerin zu einer wahren Expertin des Liebesliedes. Die meisten ihrer vielen Sologesänge für Sopranstimme kreisen um das Leiden in der Liebe. Da kannte sie sich bestens aus. Barbara Strozzi hatte vier uneheliche Kinder von zwei Männern.

Erfinderin der Kantate

Auch den alten Streit, ob denn nun die Musik dem Text oder der Text der Musik zu dienen habe, konnte die Komponistin klar beantworten. Dem Wort musikalisch Geltung zu verschaffen, darin war Barbara Strozzi ein wahre Meisterin. Mit Takt- und Tempoänderungen, mit dem mehrfachen Wechsel rezitativer und arioser Abschnitte, mit virtuosen Basslinien und mit ihrem unkonventionellen Formenreichtum, kurz mit ihrer sensiblen, affektgeladenen Sprachumsetzung diente sie ganz dem Wort. So leistete Barbara Strozzi einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Kammerkantate. Noch 50 Jahre nach ihrem Tod lobte der Komponist Johann Christopher Pepusch die Kollegin wegen ihrer genialen Verknüpfung von Rezitativ und Arie als Erfinderin der Kantate.

Über das Leben Barbara Strozzis ist wenig bekannt. Sie war die Adoptivtochter des venezianischen Librettisten Giulio Strozzi, der mit zahlreichen Dichtern, Musikern und Komponisten der Lagunenstadt befreundet war, die in seinem Haus ein und ausgingen. Unter anderem waren es Claudio Monteverdi und Francesco Cavalli, die das musikalische Talent des Mädchens schnell entdeckten. So erhielt sie eine gründliche Ausbildung und sang schon als 15-Jährige auf den Soireen ihres Vaters.

Eigene Akademie für Strozzi

Der gründete sogar eine eigene Akademie für seine Adoptivtochter, die "Accademia degli Unisoni", in der Barbara Strozzi regelmäßig mit den Männern disputierte und eigene Kompositionen präsentierte. Sie sang die von ihr vertonten Texte der Akademiemitglieder und begleitete sich selbst dabei auf der Gambe oder dem Cembalo. Ihre Konzertbühne war das Wohnzimmer eines venezianischen Palazzo. Sämtliche ihrer gedruckten Kompositionen widmete sie hohen Adligen, in der Hoffnung eine Stelle an einem Hof zu erhalten. Doch alle Versuche scheiterten.

Lange geriet die Musik von Barbara Strozzi in Vergessenheit. Aber seit 30 Jahren erlebt sie eine Renaissance. Ihre Kompositionen sind editorisch erschlossen, sie werden in Konzerten gespielt und es gibt etliche CD-Aufnahmen. Viele Sängerinnen der Alten Musik schätzen gerade die Raffinesse und die Ausdrucksintensität ihrer Arien und Kantaten.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. November 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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