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Carl Friedrich Abel Der letzte seiner Art und ein Visionär

Es gibt in der Musikgeschichte ein paar Protagonisten, die auf künstlerischen, aber auch auf unternehmerischem Gebiet erstklassig waren. Carl Friedrich Abel war einer von ihnen.

Carl Friedrich Abel (1723-1787) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Dass Carl Friedrich Abel das Gambenspiel erlernt, liegt nahe: schließlich ist sein Vater ein angesehener Gambist am Hofe des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen, wo er mit Johann Sebastian Bach zusammenarbeitet. Dort, in Köthen, kommt dann auch Carl Friedrich zur Welt, im Jahr 1723, in einer Zeit, als die Gambe aber ein bereits immer seltener gespieltes Instrument ist. Carl Friedrich zeigt großes Talent, als Gambist und auch als Cellist, und tritt als Zwanzigjähriger eine Stelle an in der Hofkapelle Dresden. Und er beginnt zu komponieren. Als der Siebenjährige Krieg ausbricht, zieht das auch das Musikleben in Mitleidenschaft, und Abel verlässt Dresden.

AUF WANDERSCHAFT

Abel geht auf Reisen, besucht Mannheim, Regensburg oder auch Frankfurt. Dort ist er Gast bei einer angesehenen bürgerlichen Familie; der Sohn dieser Familie wird später in seinem autobiographischen Werk "Dichtung und Wahrheit" vom Interesse seines Vaters an Besuchern erzählen:

"So ungerne er sonst auch was Ungewohntes im Hause duldete, so übte er doch Gastfreundschaft, besonders an Künstlern und Virtuosen. Wie denn Abel, der letzte Musiker, welcher die Gambe mit Glück und Beifall behandelte, wohl aufgenommen und bewirtet wurde." Johann Wolfgang von Goethe

NEUE HEIMAT: LONDON

1759 lässt sich Carl Friedrich Abel in London nieder. Dort trifft er bald auf Johann Christian Bach, was zu einer fruchtbaren musikalischen wie auch unternehmerischen Zusammenarbeit führt, wovon Charles Burney schwärmt:

"Bach und Abel taten sich zusammen und boten um 1763 ein Abonnement für wöchentliche Konzerte an. Da ihre eigenen Kompositionen neu und hervorragend waren und da die besten Interpreten jeglicher Art, die unsere Hauptstadt zu bieten hatte, unter ihrer Flagge fuhren, fand diese Konzertreihe eine bessere Unterstützung und längere Förderung als wohl jede andere, die es in diesem Land jemals gegeben hat. Sie bestand mehr als zwanzig Jahre lang mit ungebrochenem Erfolg." Charles Burney

In den Bach-Abel-Konzerten spielten mitunter die besten Künstler ihrer Zeit. Abel organisierte aber auch Veranstaltungen, in denen Nachwuchsmusiker auftraten, und er lud Bedürftige ein, in die Hanover Square Rooms zu kommen. Fürs 18. Jahrhundert war diese Konzertreihenkonzeption neu, erstaunlich und zukunftweisend.

Carl Friedrich Abels Kompositionen zählen zu den schönsten der Früh-Klassik, etliche Zeitgenossen sind begeistert. Karl Ludwig Junker etwa schreibt in seinen Komponisten-Porträts, "dass Abel für die musikalische Welt den Ton angibt."

MOZART? NEIN, ABEL!

Und dann gibt es da noch eine Verwechslungs-Anekdote: der achtjährige Mozart war von einer Sinfonie Abels so begeistert, dass er sie kopierte. Abels Sinfonie op. 7 Nr. 6 in Es-Dur existiert also in Mozarts Handschrift und wurde fälschlicherweise lange für ein Werk des jungen Wolfgang Amadeus gehalten. Als Abel 1787 in London stirbt, ist die Gambe, die er so meisterlich spielte, kein gebräuchliches Instrument mehr. Die Virtuosen spielen nun Geige oder Cello, und auch in den immer größer werdenden Orchestern findet man sie kaum noch.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. Dezember 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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