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Johann Melchior Molter Vielleicht der Erfinder des Klarinettenkonzerts

Etwas zu tun, was noch Keiner vor einem getan hat – das gelingt nur wenigen. Molters Idee der mehrsätzigen Orchester-Sonate setzte sich nicht durch, dafür war er der Erste, der ein Konzert für Klarinette und Orchester schrieb.

Johann Melchior Molter -  Zeichnung, Rom 1738, von Pier Leone Ghezzi (1674-1755) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Etwas zu tun, was noch Keiner vor einem getan hat - das gelingt nur wenigen. Molters Idee der mehrsätzigen Orchester-Sonate setzte sich nicht durch, dafür war er der Erste, der ein Konzert für Klarinette und Orchester schrieb.

Johann Melchior Molter kommt in Tiefenort zur Welt, ganz in der Nähe von Eisenach, wo elf Jahre vor ihm Johann Sebastian Bach geboren wurde. In Eisenach geht er ins Gymnasium und im Hoforchester, einst von Georg Philipp Telemann gegründet, lernt er als Geiger dessen Musik kennen und schätzen.

Nach seiner Schulzeit in Eisenach taucht Molter als 21-Jähriger in Karlsruhe auf. Die Stadt Karlsruhe ist da noch ziemlich neu, gerade erst vom Markgrafen Karl Wilhelm erschaffen. Im dortigen Hoforchester erhält Molter eine Anstellung als Geiger. Schnell kann er die Gunst des Markgrafen für sich gewinnen und erhält die Erlaubnis zu einer Dienstreise.

"auf eine Zeit lang von Anderthalb bis zwei Jahren nach Venedig, um in der Music mit Erlernung der Italienischen Manier auch anderer Vorteile und Handgriffe, sich mehrers zu habilitieren."

ITALIENISCHE KOMPOSITIONSKUNST

Die französische Manier hatte er schließlich schon durch Telemanns Musik erlernt. In Italien sind grade Vivaldi, Scarlatti und Albinoni en vogue. Wieder zurück in Karlsruhe wird bald die Kapellmeisterstelle vakant, und der Markgraf trifft seine Entscheidung:

"Unsern Gruß, Liebe Getreue!
Wir machen Euch hiermit zur Nachricht zu wissen, dass Wir den Musicum Molterer auf den 23.ten August hiernächst, zur Kapellmeister- Stelle gnädigst befördert."
Markgraf Carl Wilhelm

FREUD UND LEID DES MUSIKERBERUFS

Gut zehn Jahre leitet Molter das Karlsruher Hoforchester, das bedeutet für ihn: Tafelmusik, Kirchenmusik, diverse festliche Bälle und Opernaufführungen.

Doch dann kommt die Wende: der Markgraf Karl Wilhelm geht ins Exil, der polnischen Erbfolgekriege wegen, und entlässt alle Musiker, auch Molter. Der besinnt sich auf seine Heimat und kann in Eisenach die Kapellmeisterstelle ergattern. Doch auch dieser Posten ist nicht von Dauer, diesmal wird das Orchester aufgelöst, weil der Herrscher kinderlos stirbt. Und Molter? Der macht sich wieder auf die Reise, ein zweites Mal geht er von Eisenach nach Karlsruhe. Dort unterrichtet er am Gymnasium Musik, das tut er recht widerwillig. Schließlich wird er beauftragt, die Hofmusik zu reorganisieren.

SEIN KLARINETTENKONZERT

Molters Musik trägt mal französische Züge durch die Beschäftigung mit Telemanns Musik, mal italienische nach der Italienreise. Doch er will auch seinen ureigenen Stil entfalten: zum einen entwickelt er die Sonata grossa, eine mehrsätzige Sonate für Orchester. Die allerdings findet keinen nennenswerten Anklang. Dagegen ist die Etablierung der Klarinette als Solo-Instrument Johann Melchior Molter zu verdanken. Die Klarinette war erst zu seinen Lebzeiten aus dem Chalumeau entwickelt worden. 

Er schrieb als der vermutlich Erste Konzerte für Klarinette und Orchester, die auch nach den Konzerten von Mozart oder von Weber durch ihren Anspruch an den Solisten bestechen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. Januar 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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