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Konzert Stilprinzip und Gattung, Ensemble von Ausführenden, Musikveranstaltung

Gleichzeitig mit- und gegeneinander: das ist es, was ein gelungenes Konzert oder "Concerto" ausmacht. Oder haben Sie beim Begriff "Konzert" an eine Veranstaltung mit Musik gedacht?

Konzert, ca. 1610-1615 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten" – der merkwürdige Titel dieser Kantate von Johann Sebastian Bach ist wie eine Metapher für das Stilprinzip der musikalischen Gattung "Konzert". Er bringt es auf den Punkt. Denn der Begriff "Konzert" leitet sich einerseits her vom lateinischen Wort "concerto" – wettstreiten, kämpfen, disputieren. Andererseits vom italienischen "concertare", was das genaue Gegenteil bedeutet - zusammenwirken, in Übereinstimmung bringen, zu einem Einvernehmen kommen. "Vereinigte Zwietracht". Wettstreit und Teamwork, Disput und Einigkeit – alle diese Gegensätze vereint das Wort "Konzert" in sich. Sie prägen jene musikalische Gattung, die wir aus ungezählten Concerti grossi, Konzertanten Symphonien und Solokonzerten kennen.

MIT ODER OHNE GESANG

Die Anfänge des Wortes "Konzert" (oder italienisch "Concerto") als musikalischer Terminus – sie reichen zurück ins 16. Jahrhundert, wo das Wort zunächst als Bezeichnung für ein Vokal- oder Instrumentalensemble fungiert. Später im 16. Jahrhundert bezeichnet es auch eine bestimmte Art mehrstimmiger Vokalmusik oder gemischt vokal-instrumentaler Musik. So zum Beispiel bei den Venezianern Alessandro und Giovanni Gabrieli. Epochemachende Bedeutung erlangen die 1602 publizierten "Cento Concerti ecclesiastici" des Italieners Lodovico Viadana – es sind lateinische Motetten, neuartig begleitet von einem Generalbass. Sie bilden das Vorbild für die Geistlichen Konzerte (mit deutschem Text) von Schein, Scheidt und Heinrich Schütz.

SCHLIESSLICH: REIN INSTRUMENTALE GATTUNG

Ende des 17. Jahrhunderts dann wird das Wort "Konzert" fast ausschließlich als Gattungsbezeichnung in der Instrumentalmusik verwendet. Antonio Vivaldi wird zu einer Galionsfigur bei der Konsolidierung des Solokonzerts in seiner dreisätzigen Form mit dem Tempowechsel "schnell-langsam-schnell". Eine neue Spiellust greift in der Folge um sich – unerhört, aufregend, zirzensisch! Neben dem Solokonzert, bei dem einer gegen alle steht, gibt es auch das "Concerto grosso" und dessen jüngere Schwester, die "Symphonie concertante", in denen eine ganze Gruppe von Solisten dem Tutti gegenübertritt.

MEIST ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNG

Im frühen 18. Jahrhundert wird das Wort "Konzert" schließlich auch gebräuchlich als Bezeichnung für eine Veranstaltung, in der Musik dargeboten wird. Seither hören wir Konzerte in Konzerten.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 6. Mai 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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