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Brigitte Fassbaender zum 80. Geburtstag "Musik ist Gottesbeweis"

Sie war künstlerische Leiterin des Richard Strauss-Festivals in Garmisch-Partenkirchen und zudem Intendantin des Tiroler Landestheaters. Ihre erste Karriere hatte sie allerdings als Sängerin. Brigitte Fassbaender wurde in der Rolle des Octavian im "Rosenkavalier" weltberühmt. Auf dem Gebiet des Lieds eroberte sie dann angestammtes Männer-Repertoire: Als erste Frau hat sie die "Wintereise" aufgenommen. Noch während ihrer Gesangskarriere debütierte sie als Regisseurin. Als Intendantin leitet sie noch heute den Eppaner Liedsommer. Brigitte Fassbaender feierte am 3. Juli ihren 80. Geburtstag.

Kammersängerin und Pädagogin Brigitte Fassbaender | Bildquelle: Rupert Larl

Bildquelle: Rupert Larl

"Mut zum Risiko und Eigenständigkeit. Alles ausprobieren, zurücknehmen kann man immer." So lautet das künstlerische Credo von Brigitte Fassbaender. Nicht glatt und perfektionistisch will sie singen, sondern den Ausdruck und das Risiko in den Vordergrund stellen. Das ist es auch, was sie jungen Sängerinnen und Sängern beibringt. Für ihren eigenen Weg gilt es umso mehr: "Musik zu hören war immer etwas Wichtiges für mich, in allen Facetten, nicht nur Oper durch meinen Vater, der ja ein großer Opernsänger war." Schon während ihrer Studienzeit Ende der 1950er-Jahre in Nürnberg beschäftigte sie sich auch mit Klavier- und Kammermusik sowie Symphonik, wollte alles über Musik wissen. "Mozart, Bach, Beethoven, Schubert, Brahms und Wolf – das wurden dann alles Götter", erzählt sie BR-KLASSIK im Interview.

Die große Kraft über uns

"Musik ist Gottesbeweis", sagt Brigitte Fassbaender. Aber das ist kein Gedankenkonstrukt, sondern etwas, was sie als Mezzosopranistin auf der Bühne erlebt hat. "Das sind dann schon Momente; in denen man aus sich hinaussteigt und woanders eintaucht." Mit Religion hat das für sie nichts zu tun, sondern mit dem Erkennen oder Anerkennen einer großen Kraft, die über uns ist: "Da entsteht etwas, was unerklärlich ist, was uns aber befähigt, alles fallen zu lassen, was mit dem Alltag zu tun hat, um eine Reise anzutreten in ein anderes Gebiet."

Archiv-Rarität von 1966

Brigitte Fasbaender in einer Studioaufnahme von 1966 | Bildquelle: BR

Bildquelle: BR

Brigitte Fassbaender singt Schumann

"Ich kann’s nicht fassen, nicht glauben"

Das ist die Größe der Musik, uns mitzunehmen in eine bessere Welt.
Brigitte Fassbaender

Ob in jedem Werk Musik als Gottesbeweis gleichermaßen vorhanden ist, wagt Brigitte Fassbaender so nicht zu beurteilen, "aber in der meisten klassischen Musik, wo die Harmonie uns ergreift und in einen Zustand versetzt, der uns hinaushebt in etwas, was über uns existiert." Für die Intendantin und Sängerin liegt darin die Größe der Musik, dass diese uns mitnimmt in eine bessere Welt.

Brigitte Fassbaender – Stationen einer Karriere

  • 3. Juli 1939: Geboren in Berlin als Tochter des Opernsängers Willi Domgraf-Fassbaender.
  • 1958-1961: Gesangsstudium in Nürnberg
  • 1961: Debüt an der Bayerischen Staatsoper
  • 1970: Ernennung zur Bayerischen Kammersängerin
  • 1990: Erste eigene Inszenierung – Rossinis "Cenerentola" in Coburg
  • Seit 1992: Regelmäßige Regiearbeit
  • 1999 bis 2012: Intendantin des Tiroler Landestheaters
  • 2002 bis heute: Künstlerische Leiterin des Eppaner Liedsommers
  • 2009 bis 2017: Künstlerische Leitung des Richard-Strauss-Festivals in Garmisch-Partenkirchen
  • 2011: Ritter der Ehrenlegion (L’Ordre national de la Légion d’Honneur)
  • 2012: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland

Arbeit hält fit

Brigitte Fassbaender wird 80 Jahre alt. Das Singen hat sie längst aufgegeben. Aber noch während sie damit erfolgreich war, begann sie 1989 mit ihrer Tätigkeit als Regisseurin. Nach wie vor inszeniert sie pro Saison zwei bis drei neue Opern-Produktionen. Wie bleibt sie so fit? "Die viele Arbeit hält mich gesund. Ich habe eben herausgefunden, dass ich am besten funktioniere, wenn ich arbeite."

Älter werden kann angenehm sein

Als Sängerin ist sie in Rente. Als Künstlerin unermüdlich. Einfach aufzuhören, wie es viele andere mit Beginn des Rentenalters tun, das wollte sie gar nicht. Sie findet sogar, dass man im Alter die Herausforderungen ruhiger und besonnener bewältigt. "Irgendwie ist älter werden schon ganz angenehm, wenn man gesund ist und das Temperament einem nicht mehr alle Streiche spielt."

Sendung: "Allegro" am 1. Juli 2019 um 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Brigitte Fassbaender im Gespräch

In der Sendung "Meine Musik" auf BR-KLASSIK am Samstag, 6. Juli ab 11:05 Uhr, spricht Brigitte Fassbaender mit Elgin Heuerding über ihr Leben und ihre Lieblingswerke.

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