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Die Komponistin Cécile Chaminade Die Melodien flossen ihr nur so zu…

Paris, 8. August 1857. Cécile Chaminade kommt als Tochter reicher Eltern zur Welt. Sie ist sehr musikalisch, aber ans Pariser Konservatorium darf sie nicht – entscheidet der Vater. Das schicke sich nicht für ein Mädchen ihres Standes. Und überhaupt: Warum sollte sie ausgerechnet Komponistin werden? Doch zum Glück hat Cécile einen fachkundigen Fürsprecher.

Cécile Chaminade | Bildquelle: United Archives/TopFoto/Süddeutsche Zeitung Photo

Bildquelle: United Archives/TopFoto/Süddeutsche Zeitung Photo

Sie sitzt am Klavier und blickt verträumt in die Ferne. Den Kopf in die eine Hand gestützt, die andere ruht auf den Klaviertasten. So zeigt sie sich gerne auf Fotos – mit Rüschenkragen, zuweilen auch mit ausladenden Hüten mit Blumengesteck und opulenten Halsketten. Cécile Chaminade ist eine Frau, vor allem aber Künstlerin. Und zwar eine Komponistin, der die Arbeit leicht von der Hand geht: "Wie ich komponiere? Ich werde am wahrscheinlichsten inspiriert, wenn ich im Wald oder am Meer bin, recht nahe der Natur", verrät sie selbst mal in einem Interview mit dem Magazin "The Musical Age".

Ich werde am wahrscheinlichsten inspiriert, wenn ich recht nahe der Natur bin.
Cécile Chaminade

George Bizet entdeckt ihr Talent

Cécile Chaminade | Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library Cécile Chaminade | Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library Cécile Chaminade wächst als Tochter wohlhabender Eltern in einem Landhaus in der Nähe von Paris auf - in der Nachbarschaft von George Bizet. Zu ihrem Glück. Denn Bizet ist es, der den Vater davon überzeugt, dass die Achtjährige, die Musik für ihre Puppen schreibt, Kompositionsunterricht bekommen sollte. Wenn auch nicht am Konservatorium, was der Vater für unschicklich hält. Cécile bekommt Privatunterricht – und blüht auf: "Wenn mir eine Idee kommt, meditiere ich für eine Weile darüber. Dann, manchmal ohne mein Piano zu gebrauchen, beginne ich zu schreiben."

Schwerpunkt: Lieder und Charakterstücke

Cécile Chaminade komponiert für Orchester und schreibt eine komische Oper, vor allem aber Klavierstücke und Lieder. Dabei vertont sie fast ausschließlich Gedichte von Frauen. Emotional müssen die Texte sein, manchmal auch etwas sentimental - so wie "L'anneau d'argent" von Rosamond Gérard, ein Gedicht über einen Silberring.

Die Melodie floss mir einfach zu.
Cécile Chaminade

Auch hier muss Chaminade nicht mit den Noten ringen: "Die Melodie floss mir einfach zu. Ich saß in meinem Stuhl mit dem Buch im Schoß, und sang die Melodie wie sie mir über die Lippen floss, und ich weinte als ich sie sang. Später schrieb ich sie genau so nieder und fügte die Begleitung hinzu, die ich zu hören schien. Sie hatte mich weinen lassen, und deshalb lässt sie andere weinen."

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Chaminade: L'anneau d'argent - Le cher anneau d'argent | Bildquelle: Anne Sofie von Otter - Topic (via YouTube)

Chaminade: L'anneau d'argent - Le cher anneau d'argent

Große Popularität zu Lebzeiten

Auch wenn Kritiker ihre Werke später zu Unrecht als "minderwertige Salonmusik" abtun, sind es gerade diese Lieder und kleinen Klavierstücke, die Cécile Chaminade so ungemein populär machen – vor allem in England und den USA. Dort bilden sich sogenannte "Chaminade Clubs". Ihre Anhängerschaft ist überwiegend weiblich. Ihr größer Fan: Queen Viktoria. Chaminades Musik ist in der Tat meist eingängig und gefällig, aber niemals trivial.

Künstlerkarriere trotz Heirat

Chaminade heiratet spät, den Verleger Louis-Mathieu Carbonel. Zugleich entscheidet sie sich bewusst gegen eine Familie. Ihrer Meinung nach das einzig, was einer Künstlerin entspricht: "Die Frau muss Freiheiten genießen und darf unter keinen Einschränkungen leiden, sie soll Hilfe empfangen, und nicht das Objekt egoistischer und eifersüchtiger Diskriminierungen sein." Chaminade geht ihren Weg. Sie schreibt rund vierhundert Werke und wird als erste Komponistin in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Gegen Ende ihres Lebens gerät Chaminade weitgehend in Vergessenheit, ihre Musik gilt als unmodern. Heute wird sie dafür wieder umso mehr gespielt.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 08. August 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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