Kairo, 16. April 1939. Eine Stimme aus der antiken Vergangenheit. Im Jahr 1939 überträgt die BBC einen besonderen Musikabend aus dem Ägyptischen Museum in Kairo in alle Welt. 150 Millionen Menschen hören zu, als die Trompeten des Tutanchamun erklingen – zum ersten Mal seit mehr als 3.000 Jahren. Keine zwei Jahrzehnte zuvor hatte der englische Ägyptologe Howard Carter das Grab des Pharaos entdeckt – ein Jahrhundertfund.
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Allen Beteiligten ist an diesem Sonntagabend klar, dass sie mit dieser Rundfunkübertragung Geschichte schreiben würden. Der Moderator der Sendung, der BBC-Mann Rex Keating, erinnert sich in seinen Memoiren an diesen Augenblick: "Ich gestehe, dass ich das vereinbarte Handzeichen für den Bruchteil einer Sekunde verzögerte, nur um diesen Moment ein wenig auszukosten – denn ich wusste, dass so etwas nie wieder geschehen konnte."
1922 hatte der britische Ägyptologe Howard Carter einen Jahrhundertfund gemacht – er entdeckte im Tal der Könige das bislang einzige intakte Pharaonengrab, die Gruft des Tutanchamun. Neben dem Thron des Pharaos und diversen Schreinen fanden die Wissenschaftler auch den prächtigen Sarkophag Tutanchamuns und dessen goldene Totenmaske. Aber nicht alles in der letzten Ruhestätte des Tutanchamun ist aus Gold. Im Vorraum des Grabs kommt eine altägyptische Trompete aus Kupfer und Bronze zu Tage, eine sogenannte Scheneb. In der zentralen Kammer finden die Wissenschaftler dann eine weitere Scheneb, diese ist aus Silber gearbeitet. Die beiden Instrumente aus dem Grab des Tutanchamun gelten nicht nur als einzige erhaltene Trompeten aus dem alten Ägypten, sondern als die ältesten Trompeten überhaupt.
Am Abend der BBC-Übertragung, der weltweit rund 150 Millionen Menschen lauschen, spricht Moderator Keating im Ägyptischen Museum von Kairo zunächst mit Alfred Lucas, einem der letzten Überlebenden der Carter-Ausgrabung, über die Bedeutung der Trompeten. Der sagte: "Sie ähneln stark denen, die an den Wänden anderer Grabkammern abgebildet sind und wurden vor allem, aber nicht ausschließlich, für militärische Zwecke eingesetzt."
Der Militärtrompeter James Tappern von des "Prinzen Albert eigenen elften königlichen Husaren" wartet bereits auf seinen Einsatz – er ist engagiert worden, um die beiden Trompeten nach über dreitausend Jahren wieder zum Klingen zu bringen. Nur wenige Augenblicke, bevor Tappern die erste Trompete zum Mund führt, fällt im Museum das Licht aus. Die Sendung aus dem Museum wird im Kerzenschein weitergeführt. Im Dämmerlicht gibt Keating das Zeichen für den Einsatz des Trompeters, erinnert sich der Moderator: "Ich senkte meine Hand, dann ertönte sie, laut und klar: Die silberne Stimme aus der ruhmreichen Vergangenheit Ägyptens erschallte in allen vier Himmelsrichtungen des Erdenrunds."
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The oldest trumpets in the world played for the first time in 3264 years! (BBC Broadcast from 1939)
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Sendung: "Allegro" am 16. April 2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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