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Der Pianist Erroll Garner wird geboren Ein kleiner Mann – aber was für ein Könner!

Ein Mega-Talent! Er konnte – oder wollte – keine Noten lesen, aber spielte alles, was er hörte, nach Gehör nach. Auch Stücke von Chopin. Er nahm einen frühen Millionenseller auf: das Album "Concert by the Sea". Und er schuf "Misty", eines der schönsten lyrischen Stücke des Jazz. Legendär sind seine ausufernden Einleitungen zu berühmten Stücken. Und sein schier orchestraler Sound: Erroll Garner, der am 15. Juni 1921 in Pittsburgh, Pennsylvania, geboren wurde.

Der amerikanische Jazzpianist Erroll Garner spielt am 8. Mai 1962 in einem Gartenlokal am Flughafen München-Riem mit einem Schokoladen-Flügel. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Schon nach drei Tönen erkennbar: sein berühmtestes Stück, "Misty". Was für klare Töne, um einen trüben Zustand zu beschreiben!

Erroll Garners Wunsch nach 13 Fingern

Erroll Garner, ein Klavier-Wunder der Jazzgeschichte. Einer, der sich als Kind stets versteckt hatte, wenn die Klavierlehrerin ins Haus kam. Der sich strikt geweigert hatte, Noten zu lesen. Der später auf die Bemerkung, manche Musik von ihm klinge nach Debussy, fragte: "Wer ist dieser Kerl?" Er konnte schier alles spielen, was er hörte. Nutzte die komplette Klaviatur – und bedauerte, nur zehn Finger zu haben. Und fragte sich, was er mit 13 Fingern hätte anstellen können?

Achtköpfige Familie mit musikbeflissenen Eltern

Vielleicht nicht wesentlich mehr. Diese Handkantenschläge der Linken, diese eloquent hinterhertrudelnden Figuren der Rechten: einzigartig. Am 15. Juni 1921 kam Erroll Garner zu Welt. Er und sein Bruder Ernest waren Zwillinge – in einer Familie mit sechs Kindern und besonders musikbeflissenen Eltern, die im Kirchenchor sangen; der Vater spielte diverse Instrumente in einer Tanzkapelle. Erroll hatte schon mit sieben erste Auftritte, machte bald Musik auf Flussdampfern, wurde mit 17 für ein Jazzorchester engagiert.

Das Klavier als romantisches Tasten-Orchester

Die Töne flogen ihm zu – und sprudelten aus ihm heraus. Erfolge in der Heimat um Pittsburgh, bald auch in New York City und schließlich auf der ganzen Welt. Garner machte das Jazz-Klavier zum romantischen Tasten-Orchester. Besonders 1955 in Carmel-by-the-Sea in Kalifornien. Aus einem Konzert für Army-Angehörige wurde ein früher Jazz-Millionenseller: "Concert by the Sea".

Telefonbuch auf dem Klavierschemel

Garner brauchte am Klavier stets ein Telefonbuch, um hoch genug zu sitzen. Kleiner Mann, großer Könner. Ein Ausbund an Musikalität. Bereits mit 55 Jahren starb er an Lungenkrebs. Seine Töne: ein Tasten-Klang zum ewigen Staunen.

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Erroll Garner plays Misty | Bildquelle: Joris Holderbeke (via YouTube)

Erroll Garner plays Misty

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Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 15. Juni 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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