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20. Dezember 1881 – Erste Opernübertragung per Telefon Kunstgenuss für dicke Geldbeutel

London: 20. Dezember 1881. Erstmals wird eine Oper per Telefon übertragen – vielleicht! Fest steht es nämlich nicht, dieses erste Mal: Die Briten beanspruchen sie für sich, die erste Opernübertragung durchs Telefon. Aber keiner weiß, was da durch den Hörer ging und wer gesungen und gespielt hat. Dünnes Eis also.

Opernübertragung am Telefon; Illustration um 1883 | Bildquelle: picture alliance / World History Archive

Bildquelle: picture alliance / World History Archive

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Was aber klar ist: Das technische Know-how zur telefonischen Opernübertragung stammt vom französischen Ingenieur Clement Ader. Der segelte auch gern durch die Lüfte – als Luftfahrtpionier, der schon zehn Jahre vor den Gebrüdern Wright mit einer dampfbetriebenen Flugkonstruktion einen kurzen Motorflug hinlegt. Himmlische Höhen mag Monsieur Ader aber nicht nur im Flieger, sondern auch musikalisch. Jedenfalls macht er sich 1881 daran, geschmetterte Arien und feurige Ouvertüren direkt von der Bühne des Pariser Opernhauses ins Telefon zu befördern.

Ein Dutzend Kohlemikrofone auf der Opernbühne

Clement Ader baut rund ein Dutzend Kohlemikrofone auf der Bühne auf, verlegt massenweise Kabel kreuz und quer durch Paris, nimmt alles auf und überträgt per Telefon in die Ausstellungshalle im Palais 1 de l’industrie: 48 Musikbegeisterte sitzen mit Telefonhörer da und lauschen gebannt.

Operngenuss direkt ins Schloss

Der französische Ingenieur Clement Ader (1841 - 1926); Foto von 1913 | Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library Der französische Ingenieur Clement Ader (1841 - 1925); Foto von 1913 | Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library Gut, vielleicht waren die Briten die ersten oder die Franzosen, aber in München – da war die Prominenz aktiv! Hier bekommt König Ludwig II höchstpersönlich seinen Operngenuss durchs Telefon geliefert – ganz bequem direkt ins Schloss. Sensation on top: Mehrere Hörräume – in jedem Saal eine andere Übertragung – bei der "Elecritizitätsausstellung", diesmal in München: Das kommt an. Bald gibt es in ganz Europa und Amerika Kultur per Telefon. Die Franzosen liefern das Ganze gleich im Abonnement: Eine Dauer-Schaltung in fünf verschiedene renommierte Häuser: Das kostet und ist nur für Wohlhabende zu haben.

Münzapparate – auch nicht billig

Aber dann kommen die Münzapparate: eine Münze – fünf Minuten Musik. Erschwinglich. Aber wer eine ganze Oper hören wollte, musste trotzdem ein dickes Portemonnaie mitbringen …

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 20. Dezember 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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