BR-KLASSIK

Inhalt

Maria Callas Von der Geburt eines Mythos

New York 2. Dezember 1923: Im Fifth Avenue Hospital wird Maria Anna Sophia Cecilia Kalogeropoulos als Tochter griechischer Einwanderer geboren. 25 Jahre später erobert sie als Maria Callas den Opernthron Italiens und avanciert bald zur weltweit berühmtesten Operndiva.

Maria Callas im Dezember 1960 in Donizettis Oper "Poliuto" an der Mailänder Scala | Bildquelle: picture alliance / Farabola/Leemage | ©Farabola/Leemage

Bildquelle: picture alliance / Farabola/Leemage | ©Farabola/Leemage

Sie öffnet beim Singen kaum den Mund, verwehrt den Blick auf die innere Glut. Und sobald sie den Ton angeschlagen hat, löst er sich auf unerklärliche Weise von ihr, wird mächtig, füllt den Raum bis in den letzten Winkel, wird selbst zum Raum, zur heiligen Zone zwischen ihr und der Welt.

Mythos Callas ist ungebrochen

Auch Jahrzehnte nach ihrem frühen Tod in Paris ist die künstlerische Aura von Maria Callas nicht um eine Spur verblasst, und dies gewiss auch dank ihres umfangreichen klingenden Nachlasses. Sie ist nicht nur die alles überragende "Primadonna assoluta" des 20. Jahrhunderts, sondern vermutlich die radikalste Wahrheitssucherin, die je die Gesangsbühne betreten hat. Sie beansprucht stets das Ganze, die Totalität der Empfindungen und sucht bis in die Wurzel jeder Phrase, jedes einzelnen Tones nach dessen dramatischem Sinn, seinem Wahrheitsgehalt, seinem humanen Kern und hält bis zuletzt vehement daran fest, dass Kunstgesang grundsätzlich nur der glaubhaften Darstellung des menschlichen Seelenzustandes zu dienen habe.

BR-KLASSIK Dossier

Zum 100. Geburtstag von Maria Callas feiert BR-KLASSIK die Diva mit einem umfangreichen Online-Dossier. Darin erinnern wir mit Videos, Hintergrundinfos und Anekdoten an das Leben der Jahrhundertsängerin.

Sopranistin mit neuer Gesangsästhetik

So demoliert sie die zuvor mehr als 200 Jahre lang geltenden Gesetze der weiblichen Gesangsästhetik, die für Frauen nur passive Opferrollen vorsah und kreiert ihren eigenen emanzipatorischen Begriff von Schönheit. Die Callas durchflutet die alten Opernfiguren mit ihrer archaischen Zauberkraft, ihrem furchterregenden Gestaltungswillen, ihrem Sirenenton und verleiht ihnen gültige, dauerhafte Größe. Mit ihrer künstlerischen Rigorosität und ihren starken Frauenbildern ist sie ihrer Zeit weit voraus und polarisiert Kritiker wie das spröde Nachkriegspublikum. Zugleich schafft sie damit die Grundlagen für den Mythos Callas, für Maßstäbe des Gültigen und Vollkommenen, an dem sich alle ihre Nachfolgerinnen abarbeiten müssen. Ihr klingender Dämon ist unsterblich, geschützt im Museum der Schallplatte und zugänglich für jeden, der sich verzaubern, erschüttern, läutern lassen will.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Mehr zum Thema

NEU bei BR-KLASSIK

    AV-Player