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Mozarts letzter Brief an seinen Vater Der Tod – der "beste Freund des Menschen"?

04. April 1787. In großer Sorge schreibt Wolfgang Amadeus Mozart einen Brief an seinen Vater. Es ist der erste seit langer Zeit – und es sollte zugleich auch der letzte Brief werden.

Handschriftlicher Briefausschnitt von Mozart an seinen Vater | Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Austrian Archives

Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Austrian Archives

Das kalenderblatt zum Anhören

Die Beziehung zwischen Vater und Sohn Mozart ist schon vor Jahren abgekühlt. Ganz anders als mit Tochter Nannerl, zu der Leopold ein herzliches Verhältnis pflegt, beschränkt sich die Kommunikation mit Wolfgang auf ein Minimum. Für Leopold ist er der undankbare Sohn, der leichtsinnig seine feste Anstellung in Salzburg verloren und gegen den Willen des Vaters eine "Webersche" geheiratet hat. Wolfgang hingegen genießt seine Freiheit in Wien, weit weg von seinem alten Dienstherren und dem dominanten Vater. Das befreiende Gefühl wandelt sich im April 1787 jedoch schlagartig in Sorge.

Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater Leopold

"Mon très cher père!
Diesen Augenblick höre ich eine Nachricht, die mich sehr niederschlägt. Nun höre ich aber, dass sie wirklich krank seien! Wie sehnlich ich einer tröstenden Nachricht von Ihnen selbst entgegensehe, brauche ich Ihnen doch wohl nicht zu sagen; und ich hoffe es auch gewiss – obwohl ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe, mir immer in allen Dingen das Schlimmste vorzustellen – da der Tod (genau zu nehmen) der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! [...] Sollten Sie aber wider alles Vermuten nicht besser sein, so bitte ich Sie, mir die reine Wahrheit zu schreiben, damit ich so geschwind als es menschenmöglich ist, in Ihren Armen sein kann; ich beschwöre Sie bei allem was – uns heilig ist."

War der Brief eine Todesahnung?

Dass sich Wolfgang Amadeus Mozart – gerade mal 31 Jahre alt – so intensiv mit dem Tod befasst, lässt tief blicken. Ob er ahnt, dass er selbst nur noch wenige Jahre zu leben hat? Oder liegt ihm etwas an einer Aussöhnung mit dem Vater? Über eine Antwort des Vaters ist nichts bekannt. Jedenfalls wird Wolfgang ihn nicht mehr wiedersehen. Leopold Mozart stirbt wenige Wochen nach Wolfgangs Brief am 28. Mai 1787 – in den Armen seiner Tochter.

Mozarts "Maurerische Trauermusik"

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Mozart - Masonic Funeral Music in C minor, K 477 - Harding | Bildquelle: Classical Vault 1 (via YouTube)

Mozart - Masonic Funeral Music in C minor, K 477 - Harding

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 04. April 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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