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Johann Sebastian Bach Zweistimmige Inventionen

Bis heute kommt kein Klavierschüler an ihnen vorbei. Bachs Inventionen sollten dazu dienen, "eine cantabile Art im Spielen zu erlangen". Aber diese ursprünglich rein zu Lernzwecken konzipierten Stücke faszinieren auch reife Pianisten.

Porträt Johann Sebastian Bach | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das starke Stück

Bach - Zweistimmige Inventionen

Am 22. Januar 1720 legte Johann Sebastian Bach ein kleines Notenbüchlein für seinen ältesten, damals zehnjährigen Sohn Wilhelm Friedemann an. Einige Stücke schrieb der Vater selbst hinein - als vorbereitende Übungen. Am Ende des Büchleins ließ er Platz, damit Wilhelm Friedemann später seine eigenen Kompositionen hineinschreiben konnte. Unter anderem gab es in dem Büchlein auch zweistimmige Inventionen und dreistimmige Sinfonien.

Traditionelles Übungswerk für Pianisten

Nachdem Bach fast drei Jahre lang mit seinem Sohn und seinen anderen Schülern an diesen Inventionen gearbeitet hatte und sie dabei ständig umschrieb und verbesserte, verfasste er schließlich eine weitere Version von zweimal 15 Stücken, die er Inventio (zweistimmige Stücke) und Sinfonia (dreistimmige Stücke) nannte.

Die 15 Inventionen in verschiedenen Tonarten erfüllten mehrere Zwecke: sie sollten dem Künstler zur Ausbildung pianistischer Fertigkeiten dienen sowie den musikalischen Geschmack bei ihm schärfen und das gesangliche Legatospiel schulen. So sind die zweistimmigen Inventionen bereits Jahrhunderte lang ein traditionelles Übungswerk für angehende Pianisten.

Ein musikalisches Puzzle

Dina Ugorskaja | Bildquelle: Marion Koell/CAvi-music Die Pianistin Dina Ugorskaja | Bildquelle: Marion Koell/CAvi-music Dass sich die Inventionen, an die sich viele Klavierschüler - manchmal auch mit Schrecken - erinnern, mittlerweile von ihrem pädagogischen Nutzen weitgehend gelöst haben, ist sicherlich auch der Verdienst von Pianisten wie Dina Ugorskaja. Sie spielt die Inventionen immer wieder bei Konzerten und hat sie vor kurzem als CD aufgenommen.
Was ist das Besondere an den kurzen, eigentlich für den Lehrgebrauch gedachten Stücken? Ugorskaja fasziniert, dass es sich zwar um Übungsstücke handelt, die aber auch dazu gedacht waren, den Klavierschüler in die Geheimnisse der Gestaltung einzuweihen.

"Wenn man diese Form für sich begreift und für sich aufbaut dann ist es wie ein Puzzle, das sich immer mehr füllt und das ist in erster Linie spannend. Und das ist eine Art Übung: Man übt ein Stück aufzubauen. Von kleinen Grundsteinen, die in dem Stück selbst angelegt sind." (Dina Ugorskaja)

Alle 15 Inventionen sind in ihrer Stimmung grundverschieden. Ihre Emotionspalette reicht von ausgelassener Freude bis zur lyrischen Innigkeit und tiefstem Schmerz. Gemeinsam ist all den Miniaturen ein Anfangsgedanke, der mit Hilfe von Imitationen, Sequenzen, Umkehrungen, Stimmentausch und anderen polyphonen Kunststücken weiterentwickelt wird.

Musik-Info

Johann Sebastian Bach: Zweistimmige Inventionen BWV 772-786

Dina Ugorskaja, Klavier
Label: Venus-Music

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