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Robert Schumann Waldszenen

Schumann selbst zählt die "Waldszenen" op. 82 zu seinen besten Kompositionen, auch das Publikum und die Fachpresse sind sich einig in ihrem Lob. Heute indes hört man diesen fein gezeichneten Zyklus von neun Stücken eher selten. Kristin Amme stellt das Werk gemeinsam mit dem Pianisten Martin Stadtfeld vor.

Porträt Robert Schumann | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Schumann - "Waldszenen"

Der Wald ist die Sehnsuchtslandschaft der deutschen Romantiker. Hier gewinnt der romantische Mensch Abstand zur realen Welt findet Schutz und Geborgenheit vor einer als zerstörerisch empfundenen Zivilisation. Als Schumann seine Waldszenen beendet, ist er 49 Jahre alt und die Welt längst im Umbruch. Die Erfindungen der Industriellen Revolution ziehen die Menschen in die Städte, wo der Maschinentakt den Arbeitsrhythmus vorgibt. Voller Sehnsucht ruft da der Dichter Joseph von Eichendorff im Namen vieler Romantiker den Wald an:

"O Täler weit, o Höhen, O schöner, grüner Wald, Du meiner Lust und Wehen Andächt'ger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen, Saust die geschäft'ge Welt,
Schlag noch einmal die Bogen, um mich, du grünes Zelt!" (Joseph von Eichendorff)

Schumanns "Waldszenen" erzählen vom Wald jedoch nicht nur als harmonisierenden Rückzugsort. Mitunter warten im Grünen auch Gefahr und Schrecken: Mit bedrohlichen Klängen liegt hier der "Jäger auf der Lauer", melancholisch neigen sich "Einsame Blumen".

Pianist | Bildquelle: BR Der Pianist Martin Stadtfeld | Bildquelle: BR Die "Waldszenen" entstehen in einer Phase, die Schumann wenige Jahre später, am Ende seines Lebens, als seine "fruchtbarste" beschreibt. Schriftsteller wie Oscar Wilde und Hermann Hesse lieben die Komposition und verstärken ihre Berühmtheit noch: Wilde etwa erwähnt die "Waldszenen" bewundernd in einer Passage seines Romans "Das Bildnis des Dorian Gray". Und Hesse ist besonders angetan von dem kleinen Stück "Vogel als Prophet", das er als "hold und geheimnisvoll" beschreibt.

"Und am Ende steht eben der „Abschied“, das finde ich sehr, sehr emotional, dieses Werk, wenn ich es spiele, oder dieses kleine Stück, denn es hat etwas von, dass es einem das Herz zerreißt, Abschied zu nehmen, wobei ich glaube, es bezieht sich eben nicht nur auf den Wald und auf diese Situation, sondern das bezieht sich auf viel mehr, und es bezieht sich darauf, dass man wahrscheinlich immer, wenn man etwas Wunderbares, etwas Schönes erlebt, auch wieder Abschied nehmen muss davon. Das ist auch etwas, womit wir Menschen einfach umgehen müssen und das ist wirklich hier in herzzerreißende Musik gefasst." (Martin Stadtfeld)

Schumanns "Waldszenen" sind eingängig und vom Komponisten auch für den hausmusikalischen Gebrauch gedacht. Doch man muss die Komposition nicht spielen können, um sie zu ergründen: Die "Waldszenen" sind ein musikalischer Waldspaziergang und wahlweise auch ein Angebot zur Meditation. Wenn man sich denn auf das Werk einlässt.

Musik-Info

Robert Schumann: Waldszenen, op. 82

Martin Stadtfeld, Klavier
Label: Sony Music

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