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Was heute geschah – 14. Juli 1882 Richard Wagners Hund Molly stirbt

Bayreuth 14. Juli 1882. Richard Wagner hat eine hundsmiserable Laune, die Bühnenproben zum "Parsifal" laufen nicht gut: die Kostüme gefallen ihm nicht. Wagner fühlt sich angewidert von den "abgelebten Frauen" im Zaubergarten. Es fehlt ein Stück Musik während der Wandeldekoration. "Soll ich wohl gar meterweise komponieren?". Zu allem hin hat ihm König Ludwig erklärt, er werde den "Parsifal" nicht besuchen. "Ein härterer Schlag konnte mich nicht treffen".

Hundeskulpturen von Ottmar Hörl im Bayreuther Festspielpark, 2004 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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(Bild: Hundeskulpturen von Ottmar Hörl im Bayreuther Festspielpark)

Und doch trifft Wagner ein noch viel härterer Schlag. Molly ist erkrankt.  Molly ist einer der vierbeinigen Bewohner der Villa Wahnfried. Molly ist nicht nur beste Freundin von Hund Marke, dem "schwarzen Untier", vor dem keine Henne und kein Fisch in Sicherheit ist. Molly ist auch Wagners Seelentrösterin, seine kuschelige Fußablage, seine Gefährtin beim Abendspaziergang. Cosima ruft den Tierarzt.

Ein tiefes Loch im Garten

Die Todesnachricht kommt am Morgen jenes 14. Juli. Richard Wagner ist bereits im Festspielhaus. Die Familie ist sich einig, dass man Richard die Tragödie vorerst besser verschweigt. Also graben die Kinder ein tiefes Loch im Garten und bestatten Molly. Als Wagner tags darauf durch den Garten flaniert, beobachtet er, wie sein Neufundländer Marke mit der Nase am Boden durch den Garten stromert. Was wittert der wohl schon wieder, ein Eichhörnchen?

Gemeinsamer Schmerz

Cosima und Richard Wagner | Bildquelle:  picture alliance/Heritage Images Zwei Hundefreunde, die den Tod ihres Lieblings betrauerten: Cosima und Richard Wagner. | Bildquelle: picture alliance/Heritage Images Besonders aufgeregt schnüffelt Marke an einem Stück Gras. Wagner schaut sich die Sache näher an und ist verwundert über dieses irgendwie zerstückelt anmutende Rasenstück. Beim Mittagessen erkundigt sich Wagner nach Molly. Als die Kinder zu weinen beginnen, weiß Wagner Bescheid. Er sagt kein Wort. Später hört Cosima laute Rufe aus dem Garten: "Molly, oh Molly". Sie hastet das Treppenhaus hinunter, hinaus in den Garten und findet Wagner schluchzend in der Laube. Gemeinsam weinend verschaffen sie ihrem Schmerz über Mollys Tod ein wenig Luft.

Postumer Auftritt

Im Jahr 2017 reanimiert der Regisseur Barrie Kosky die von Wagner geliebte Hündin Molly, mitsamt Freund Marke für die Bayreuther Festspiele. Ohne die beiden dafür zu exhumieren, versteht sich. Er verschafft nämlich den zotteligen Wagnerhunden Marke und Molly in seiner "Meistersinger"-Inszenierung einen durchaus publikumswirksamen Auftritt.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 14. Juli 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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