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Was heute geschah – 04. September 1824 Anton Bruckner wird geboren

Ansfelden bei Linz, 4. September 1824: Anton Bruckner wird geboren. Geheimnisvoll, düster, mystisch – so klingt seine Musik. Zweifellos das Werk eines Genies. Doch was für ein Mensch steckt dahinter? Auf den ersten Blick wirkt Anton Bruckner unauffällig: stämmige Figur, kurz geschorene Haare, etwas große Nase. Eher wie ein langweiliger Verwaltungsbeamter als wie ein Künstler.

Anton Bruckner | Bildquelle: Gesellschaft der Musikfreunde, Wien

Bildquelle: Gesellschaft der Musikfreunde, Wien

Die Sendung zum Anhören

In der Tat ist Bruckner ein Spätzünder. Mit über vierzig wird er seine erste Sinfonie schreiben. Zunächst ergreift er den Beruf seines Vaters: Dorflehrer. Die Kinder lieben ihn. Kein Wunder! Bruckner ist gutmütig, etwas tollpatschig und hat allerhand schrullige Macken. Dazu gehört auch sein neurotischer Zählzwang. Ob Blätter an Bäumen oder Fenster an Häuserfassaden – Bruckner zählt alles. Wenn er aber an der Orgel sitzt, ist er wie verwandelt: energisch, virtuos, ein wahrer Meister.

Erfolglose Heiratsanträge

Im Alltag tut sich Bruckner oft schwer: Er ist unsicher und wirkt in seinen weiten, viel zu großen Anzügen geradezu lächerlich. Auch bei den Frauen kommt der gebürtige Oberösterreicher mit seinem ungeschickt tölpelhaften Benehmen nicht an. Zahllose, verzweifelte Heiratsanträge bleiben erfolglos. Was Bruckner Halt gibt, ist sein Glaube.

Visionäre Kraft

Als strenggläubiger Katholik führt er gewissenhaft Buch darüber, wann und wie viel er betet. Darüber hinaus leidet er an Depressionen und Selbstzweifeln – auch als er längst Hochschulprofessor am Wiener Konservatorium ist. Beim Komponieren aber geht Bruckner seinen eigenen Weg. Unermüdlich feilt und überarbeitet er. Die visionäre Kraft seiner Musik ist beispiellos! Zuweilen blitzt hier sogar das Dämonische auf.

Hang zum Makabren

Anton Bruckners Geburtshaus in Ansfelden | Bildquelle: picture alliance / akg Anton Bruckners Geburtshaus in Ansfelden | Bildquelle: picture alliance / akg Bruckner treibt sich gerne auf Friedhöfen herum und hat einen merkwürdigen Hang zum Makabren. In Windhaag lässt er nachts Krebse mit brennenden Kerzen auf dem Rücken über die Gräber krabbeln, um die abergläubischen Bauern zu erschrecken. Und ob Hinrichtung oder Exhumierung – Bruckner ist zur Stelle. Als die Gräber von Beethoven und Schubert geöffnet werden, lechzt Bruckner dem Moment entgegen, wo er – ehe es jemand verhindern kann – mit der Hand die bleichen Totenschädel seiner Idole berühren kann. Selbst seine eigene Beerdigung plante er bis ins Detail – Einbalsamierung inklusive. Was Bruckner am Ende aber unsterblich macht, ist seine Musik: Klänge aus mystischer Tiefe.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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