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Was heute geschah – 20. März 1770 Friedrich Hölderlin wird geboren

Lauffen am Neckar, Württemberg, am 20. März 1770: Friedrich Hölderlin wird geboren. Er wird als einer der größten deutschen Dichter in die Geschichte eingehen. Auch der Musik widmete er sich, spielte Flöte und Klavier. Vor seinem Absturz in die geistige Umnachtung hat ihn allerdings weder die Poesie noch die Musik bewahren können.

Der Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) (nach Franz Karl Hiemer) Privatsammlung | Bildquelle: picture-alliance/dpa/Heritage Image

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Die Sendung zum Anhören

Eigentlich erwischt Hölderlin einen idealen Start: Die Eltern sind wohlhabend, er selbst hochveranlagt. Achtzehnjährig kommt der "Hölder", wie ihn seine Freunde nennen, ans Tübinger Stift. Damals die intellektuelle Kaderschmiede Württembergs. Teilt sich dort mit Schelling und Hegel die "außergewöhnlichste Studentenbude der Philosophiegeschichte", wie Klaus Vieweg in seiner Hegel-Biografie schreibt. Hier wird gelesen und gesoffen – diskutiert und deklamiert. Unnötig zu erwähnen, dass Hölderlin, dieser junge melancholische Apoll, auch einen ziemlichen Schlag bei den Frauen hat. Sogar die Herren am Stift schmachten dem Schönling nach. Und seiner Musikalität.

Begabter Flötist

An der Flöte ist Hölder ein echtes Ass. Hat unter anderem Unterricht bei Friedrich Ludwig Dulon, einem Andrea Bocelli der Flöte, blind und damals eine europaweite Berühmtheit. Sogar dieser Dulon gibt bewundernd zu: Hödlerlin sei sein einziger Schüler, dem er nichts mehr beibringen könne.

Hölderlin: "Der Neckar" – gelesen von Bruno Ganz

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der Neckar - von Friedrich Hölderlin | Bildquelle: Petra Müller (via YouTube)

der Neckar - von Friedrich Hölderlin

Er kommt der Welt abhanden

Aber nicht nur an der Flöte, auch an den Tasten ist Hölderlin kein Schlechter – auch wenn er selbst behauptet, sein "hartes Geklemper" mache nicht viel her. Eine seiner Verehrerinnen, Auguste, Tochter eines Landgrafen, schenkt ihm sogar ein Klavier: 1805 ist das, der Dichter damals immer stärker den eigenen Launen ausgeliefert. Was auch das Instrument zu spüren bekommt. Mal spielt er träumerisch, zart. Dann drischt er heftig und wütend in die Tasten. Bis die Finger wund und das Klavier im Eimer ist. Hölderlin, der Dichter der Versöhnung – von Geist und Natur, von Vernunft und Welt – kommt nach und nach der Welt abhanden.

Gefangen im Takt der Gedanken

Ob sich der Dichter Hölderlin in der Musik wiedergefunden hätte? Im Alter hat sich der einst leidenschaftliche Wanderer längst aus der Welt zurückgezogen. Marschiert nur noch in und um sein Tübinger Turmzimmer herum, in dem er, wahrscheinlich an Schizophrenie leidend, Unterschlupf gefunden hat, gefangen im Takt kreisender Gedanken – nur manchmal unterbrochen von der Erinnerung an glücklichere Tage.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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