Ernstthal, 25. Februar 1842. Der Schriftsteller und Komponist Karl May wird geboren. Aber halt, so einfach ist es nicht. Eigentlich wird Old Shatterhand geboren.
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Aber erst mal alles auf Anfang: Karl May wächst als eines von 15 Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf. Trotzdem sorgt der Vater dafür, dass Karl studiert. Ja und dann beginnen auch schon die Abenteuer. Weil Karl es nämlich nicht ganz so genau nimmt mit der Wahrheit und auch nicht mit der Unterscheidung von "Mein und Dein". Und so kommt es, dass er einfährt. Mehrere Jahre seines Lebens verbringt er eingesperrt hinter Gittern, seine Fantasie aber geht auf Reisen.
Als er schließlich 1875 eine feste Anstellung als Redakteur bekommt, beginnt sein eigentliches Leben als Schriftsteller. Karl May träumt vom Orient und vom Wilden Westen, von Indianern und Schurken, von Edelmut und Freundschaften, die nicht einmal der Tod beenden kann. Und Millionen Leser auf der ganzen Welt träumen mit ihm. Und dann verwandelt er sich kurzerhand in Old Shatterhand. Ja, das ist ungewöhnlich, war aber trotzdem so. Er lässt sich das berühmte Gewehr seiner Romanfigur nachbauen und schlüpft dann ganz in deren Rolle. Er wird quasi zu Karl "Old Shatterhand" May.
Obwohl – so ganz stimmt das auch wieder nicht. Er nennt sich nämlich inzwischen auch Dr. May. Wenn er sich den akademischen Titel auch nicht erworben hat, verdient hat er ihn allemal. Immerhin hat er sich auch schon öfter erfolgreich als Arzt ausgegeben, als Staatsanwalt, Polizist und Anwalt. Und das kann auch nicht jeder. Achja, und fast könnte man es vergessen: Er spielte mehrere Instrumente, war Chorleiter und Organist. Komponiert hat er nebenbei auch noch. Sein "Ave Maria" wird von Amateurchören noch immer gern aufgeführt.
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Chorgemeinschaft Radebeul-Lindenau singt Karl Mays "Ave Maria"
Als er um 1900 herum eine Orientreise unternimmt und mit der Realität konfrontiert ist, die so ganz anders ist, als der Orient seiner Träume, erleidet er zwei Nervenzusammenbrüche. Sein Geist flüchtet in das Reich der Fantasie und ist nur zögerlich bereit noch einmal zurückzukehren. Dennoch, Karl May fängt sich wieder und schreibt, manche behaupten auch stiehlt, Erzählungen und Romane, die von einem zunehmend moralischen Anspruch geprägt sind. Nach einem letzten Vortrag übertritt Dr. Karl May am 30. März 1912 zum letzten Mal die Grenze zur fiktionalen Welt. Und dort ist er seither, auf ewig verbunden mit seinen Blutsbrüdern aus dem Reich der Apachen.
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Sendung: "Allegro" am 25. Februar 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK