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Jacques Offenbach

Der Orpheus vom Rhein

Das Leben des Jacques Offenbach (5) Hitproduzent und Komponiermaschine

"Ein schreckliches, unausrottbares Laster allerdings muss ich eingestehen, und das ist: arbeiten, stets und ständig arbeiten. Ich bedauere dies um jener willen, die meine Musik nicht lieben, denn ich werde bestimmt sterben mit einer Melodie an der Spitze meiner Feder." Und er behält recht.

Jacques Offenbach die Komponiermaschine | Bildquelle: BR/Alex Naumann

Bildquelle: BR/Alex Naumann

Er stirbt während der Arbeit an seinem letzten Werk Hoffmanns Erzählungen. Bis dahin hat er ein beeindruckend großes Oeuvre hinterlassen. Allein die bloße Anzahl von über 130 Bühnenwerken bleibt erstaunlich, bedenkt man, dass er fast alle selbst einstudiert und meist noch für andere Bühnen bearbeitet hat. Seinem "unausrottbaren Laster" hat er sein ganzes Leben untergeordnet.

Mit Leichtigkeit durch den Komponieralltag

Dabei folgt er einem streng geregelten Tagesablauf. Morgens von sieben bis elf Uhr komponiert er. Dann kommt ein Friseur und macht ihn ausgehfertig. Wenn möglich, isst er danach im Café Bignon in der Maison dorée oder noch lieber im Café Riche, wo er stets am gleichen Platz zur gleichen Stunde das gleiche Mittagessen einnimmt: Drei Löffel Rührei mit einem Stück Baguette, ein kleines Lammkotelett, eine kleine Portion Kartoffeln und ein bisschen Obst. Den restlichen Tag verbringt er im Theater. Wenn er keine Vorstellung hat, kehrt er am Abend nach Hause zurück, um seine Partituren zu instrumentieren. Dafür hat er in seinem Arbeitszimmer neben dem Klavier einen kleinen Tisch stehen, so dass er ohne aufzustehen, Akkorde anschlagen kann, so gut es seine von der Gicht deformierten Finger zulassen. Ständig ist er mit Musik beschäftigt, eilt melodischen Gedanken nach, die er, wenn er sie nicht sofort gebrauchen kann, aufbewahrt. Er hatte ganze Pappkartons solcher "Abfälle": unvollendete Skizzen, Motive ohne feste Bestimmung. Selbst seine Gegner mussten "Offenbachs Leichtigkeit und Schnelligkeit der Ausführung" anerkennen. So bemerkte Camille Saint-Saëns bewundernd über die "Komponiermaschine" Offenbach: "Seine Partituren sind übersät mit Fliegentupfen, mikroskopisch kleinen Noten. Er hatte ein System von Kürzeln, das er bis zum Äußersten ausbaute; und die Simplizität seiner Kompositionsmethode erlaubte es ihm, sich ihrer immer wieder zu bedienen. Und dennoch, die riesige Produktivität, die Gabe fürs Melodische, die harmonische Eleganz, eine Menge Humor und Einfälle, ein hochentwickeltes Gespür fürs Theater - das war alles, was er zum Erfolg brauchte."

Jacques Offenbachs Leben

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