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Jacques Offenbach

Der Orpheus vom Rhein

Das Leben des Jacques Offenbach (9) In Amerika

"WELCOME OFFENBACH! stand in großen Buchstaben über meinem Hotelbalkon geschrieben. Eine Kapelle von einigen sechzig Musikern brachte mir ein Ständchen. Man spielte Orphée und La Grande-Duchesse. Ich wage nicht, diesen Beifall, diese 'Hoch-Offenbach'-Rufe zu schildern. Ich musste auf dem Balkon erscheinen, ganz wie Gambetta, und habe dann ein lautes 'Thank you Sir' (eine höfliche Redensart) gerufen, um nicht als Sonderling zu gelten".

Jacques Offenbach in New York | Bildquelle: BR/Alex Naumann

Bildquelle: BR/Alex Naumann

So schildert der Komponist selbst den triumphalen Empfang vor seinem Hotel auf der Fifth Avenue am 5. Mai 1876. Da ist er gerade erst in New York angekommen, wo er gut dotierte Konzerte im Gilmore Garden geben wird. Das erste findet am 11. Mai statt. Das Orchester besteht aus 110 Musikern und spielt für 8.000 Besucher, die Offenbach so enthusiastisch feiern, wie er es in Paris seit dem Krieg nicht mehr erlebt hat. Doch er genießt nicht nur den Jubel, sondern kommt auch finanziell auf seine Kosten. Seine letzte Direktion - beim Théâtre de la Gaîté, mit seinem 1.800 Zuschauer fassenden Theatersaal eines der größten Pariser Privattheater - hatte ihn nämlich ein Vermögen gekostet.

Die Amerikanerinnen haben es ihm angetan

Nach zwei erfolgreichen Wochen und einem Abstecher zu den Niagara-Fällen verlässt er New York, um auf der Weltausstellung in Philadelphia mit demselben Orchester eine Woche lang im so genannten "Offenbach-Garden" aufzutreten. Pro Konzert erhält er 1.000 Dollar und hat so innerhalb kurzer Zeit die enormen Verluste seiner dreijährigen Theaterdirektion getilgt. Anlässlich der Feiern zur hundertjährigen Unabhängigkeit der USA, dem eigentlichen Grund seines Engagements, komponiert er diverse Stücke, darunter den American Eagle Waltz und Les belles Americaines. Gerade die haben es ihm anscheinend besonders angetan, wie er in seinem, später auch als Buch erschienenen, Reisebericht schildert: "Ich muss gestehen, dass es wohl kaum bezauberndere Frauen geben kann als die Amerikanerinnen, nicht einmal in Paris. Umso befremdender für den verderbten Pariser, der so gern den Frauen nachläuft, ist die Tatsache: Niemand würde es sich in New York oder in irgendeiner anderen Stadt der Vereinigten Staaten erlauben, in nicht misszuverstehender Weise einer jungen Dame zu folgen, und noch weniger, sie gar anzusprechen und ihr seinen Schirm anzubieten."

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