Alle zwei Jahre im Sommer wird Ansbach zum Mekka für Bach-Fans. Vom 28. Juli bis 6. August kommen Musikerinnen und Musiker von Weltrang in die mittelfränkische Residenzstadt, um die Musik des Thomaskantors zu zelebrieren.
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Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Hans Thamm einen Knabenchor im Pfarrwaisenhaus des Örtchens Windsbach. Aufsehen erregte der Chor zum ersten Mal bei seinen Auftritten im nahegelegenen Ansbach, wo seit 1948 die Bachwoche stattfand. 75 Jahre später ist der Windsbacher Knabenchor – mittlerweile ein international bekannter Klangkörper – nicht mehr aus dem Programm der Bachwoche wegzudenken und interpretiert zusammen mit einem herausragenden Solist:innen-Ensemble um Dorothee Mields und mit dem Freiburger Barockorchester die "Johannespassion", live übertragen von BR-KLASSIK im Hörfunk und im Videostream. Außerdem sind wir mit dem Tafel-Confect live dabei und berichten vom Festival mit Interviews, Publikumsstimmen und aktuellen Mitschnitten.
Seine Musik ist einfach zeitlos
Jean Rondeau | Bildquelle: Clément Vayssières
Doch auch sonst wartet die Bachwoche Ansbach eine Woche lang mit international renommierten Bach-Interpret:innen auf: Evgeni Koroliov, Jean Rondeau, Claire Huangci, Miriam Feuersinger, Maurice Steger, Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen, um nur einige zu nennen. Und natürlich mit herausragenden Ensembles der Vokalkunst wie der Gaechinger Cantorey, Solomon’s Knot und dem neu gegründeten Bundesjugendchor, der Bach im Spiegel heutiger Komponistinnen wie Roxanna Panufnik oder Caroline Shaw betrachtet. Für Freunde barocker Orchesterpracht ist ebenfalls einiges geboten, unter anderem mit dem Freiburger Barockorchester, Il Gusto Barocco und dem La Cetra Barockorchester Basel. Zum barocken „Feeling“ tragen auch die historischen Aufführungsorte bei: die idyllisch gelegene Orangerie im Hofgarten etwa oder die Gumbertus-Kirche mit ihrer vor einigen Jahren rekonstruierten klangschönen Barockorgel.
Aber auch wer Bachs Musik gerne aus anderen Blickwinkeln erkunden möchte, wird im Programm fündig. Denn die Bachwoche Ansbach bildet von der historischen Aufführungspraxis bis zum Crossover die ganze Bandbreite musikalischer Auseinandersetzung mit der Musik des Thomaskantors ab. Intendant Andreas Bomba spricht von den zwei Säulen des Programms: "Bach pur" für die Fans reinen Barockvergnügens und "Bach plus" für diejenigen, die den Thomaskantor in ungewöhnlichen Kontexten und vor dem Horizont unserer Gegenwart kennenlernen möchten. So bringt die klassische Band "Spark" Bach, Berio und die Beatles zusammen, während der Akkordeonist Vincent Peirani und der Cellist François Salque seine Musik mit Mendelssohn und Villa-Lobos, Piazzolla und Messiaen, Peteris Vasks und Brad Mehldau in Beziehung setzen – denn für sie ist Bach "eine Quelle von übergreifenden Inspirationen": zum Komponieren, zum Interpretieren, zum Improvisieren.
Sonntag, 6. August 2023, 12:05 Uhr: "Tafel-Confect to go" mit Berichten und Eindrücken vom Festival
Sonntag, 6. August 2023, 18:05 Uhr: Johann Sebastian Bach "Johannespassion", live im Hörfunk und Videostream (danach on demand)
Samstag, 12. August 2023, 18:05 Uhr: Das Freiburger Barockorchester
Donnerstag, 24. August 2023, 18:05 Uhr: Maurice Steger und das La Cetra Barockorchester Basel
Das renommierte Musikfest wurde 1947 von Bach-Enthusiasten aus München gegründet, die auf der Suche nach vom Krieg weitgehend unversehrten Spielorten waren. Nach einem Jahr im Schloss Pommersfelden entschieden sich die Organisatoren für Ansbach wegen der guten Erreichbarkeit von Nürnberg aus. Von der ersten Stunde an prägten hervorragende Interpreten wie Ferdinand Leitner, Ludwig Hölscher und Karl Höller das neue Festival. 1954 übernahm Karl Richter die Leitung, trat dort auch mit dem Münchener Bach-Chor auf und holte bedeutende Solisten nach Ansbach wie Fritz Wunderlich, Dietrich Fischer-Dieskau oder Peter Pears, der mit seinem Lebensgefährten, dem weltbekannten britischen Komponisten Benjamin Britten, anreiste.
Sendung: "Leporello" am 27. Juli 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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