In der eisigen Gletscherwelt begegnet Max seiner großen Liebe. Mit Anita tritt endlich Wärme in sein Leben. Doch dann taucht der Jazzbandgeiger Jonny auf... Ernst Krenek kombiniert in seiner Oper gegensätzliche Welten miteinander.
Bildquelle: picture alliance / Heritage Images | Fine Art Images/ Montage BR
Solche Klänge machten die Oper in den 1920er Jahren populär: "Jonny spielt auf" stand für Weltoffenheit, Technikbegeisterung und Toleranz, Jazz, Foxtrott, Tempo und Satire – kein Wunder, dass Hitler sie von "reichsdeutschen" Bühnen verbannte und den Komponisten Ernst Krenek zur Emigration zwang. Aber neben dem beliebten Jazzband-Leader Jonny gibt es noch einen zweiten Protagonisten, der aus all dem Trubel in eine karge, einsame Bergwelt flieht: Es ist der Komponist Max, den Krenek mit autobiographischen Zügen und einer guten Prise Selbstironie ausstattete.
Wissenswertes rund um die Musik der 1920er Jahre, Edutainment-Videos zu Schlüsselwerken und Musik der Epoche finden Sie hier im BR-KLASSIK-Dossier.
Von der Bergsehnsucht des Komponisten kündet übrigens auch sein Liederzyklus "Reisebuch aus den österreichischen Alpen". Max jedenfalls erinnert mit seinem vergrübelten Weltschmerz an den Künstlertypus der Romantik und passt in diese moderne Zeitoper höchstens als Verkörperung der kulturellen Dekadenz Europas. Ausgerechnet auf dem Gletscher begegnet er der verirrten Sängerin Anita, die seine Werke auf internationalen Bühnen interpretiert. Durch ihre Liebe findet Max halbwegs Anschluss an die Realität. Doch als er von einem Seitensprung der Diva erfährt, flieht er wieder in seine abstrakte Kunstwelt – symbolisiert durch eine bizarre, durch mysteriöse Stimmen belebte Gletscherlandschaft.
Berge spielen in vielen Werken klassischer Komponisten eine Rolle: Etwa in Hector Berlioz' "Harold in Italien" oder Modest Mussorgskys "Nacht auf dem kahlen Berge".
Schließlich gelingt es Anita, ihren selbstmordgefährdeten Geliebten aus der tödlichen Eiswelt zurück zu lotsen, indem sie von der Terrasse des Berghotels aus durch einen Lautsprecher eine Arie singt, die Max für sie komponiert hat. "Schade, dass sie so gern moderne Musik singt", kommentieren die Hotelgäste und sind erleichtert, als endlich im Radio Jonnys Jazzband zu hören ist.
Sendung: "Allegro" am 13. Mai 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)