Als "Paradiesvogel an der Orgel" wurde Cameron Carpenter bekannt. Dann kam die Zwangspause durch Corona - und der Verlust seiner selbstentwickelten Reiseorgel. Seitdem geht der Organist neue Wege. In der Nürnberger Meistersingerhalle ist er am 4. Mai mit Musik von Händel und Poulenc zu erleben.
Bildquelle: cameroncarpenter.com
Für Cameron Carpenter ist es ein besonderer Moment, wenn er am 4. Mai in der Nürnberger Meistersingerhalle auf der Steinmeyer-Orgel konzertieren wird. "Diese Orgel habe ich schon ganz zu Beginn meiner Karriere in Deutschland gespielt. Ein ästhetisches Instrument", erzählt er im Gespräch mit BR-KLASSIK. "Zugegeben, in der Tiefe könnte sie für mich noch kraftvoller klingen, aber die Orgel hat Momente absoluter Schönheit."
Außerdem - auch das nicht alltäglich für Carpenter - tritt er gemeinsam mit anderen Musikerinnen und Musikern auf. "Als Organist gebe ich ja oft Solokonzerte, und diesmal bin ich Teil einer Gruppe." Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn begleitet ihn in Händels Konzert für Orgel und Orchester F-Dur op. 4 Nr. 4 und Poulencs Konzert für Orgel, Streicher und Pauke g-Moll.
Sonntag, 4. Mai 2025 | 19:00 Uhr
Meistersingerhalle Nürnberg, Großer Saal
Felix Mendelssohn: Streichersinfonie Nr. 8 D-Dur
Georg Friedrich Händel: Konzert für Orgel und Orchester F-Dur op. 4 Nr. 4
Wolfgang Amadeus Mozart: Serenata notturna KV 239
Francis Poulenc: Konzert für Orgel, Streicher und Pauke g-Moll FP 93
Cameron Carpenter | Orgel
Risto Joost | Dirigent
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn
Weitere Informationen zum Konzert
Ein ganz "klassisches" Konzertprogramm also. "Ich bin als Künstler ernsthafter geworden", erklärt Carpenter, der noch vor ein paar Jahren als "Paradiesvogel der Orgelszene" für Aufsehen sorgte, in schillernden Looks, mit Klassik-, Pop- und Soundtrack-Arrangements. "Aber Filmscores und Popmusik interessieren mich inzwischen weniger. Ich möchte musikalische Statements setzen."
Ich bin als Künstler ernsthafter geworden.
Dazu gehört für ihn auch, Musik zu Menschen bringen, die keinen Zugang zum klassischen Konzertsaal haben. "Mit einer kleinen digitalen Orgel habe ich zum Beispiel Bach für Menschen mit Behinderungen gespielt. Eine wunderbare Erfahrung. Sie verstehen diese Musik. Musik ist für alle da."
Cameron Carpenter spielt beim Klassik Open Air Nürnberg 2016 auf der International Touring Organ. | Bildquelle: Uwe Niklas
Ein anderes Herzensprojekt hingegen musste Carpenter unwiederbringlich aufgeben: seine extra für ihn entwickelte "International Touring Organ". Mehr als 1,5 Millionen Euro hatte Carpenter in diese digitale Wunderorgel investiert, mit der er weltweit auf Tournee ging. "Es war nicht nur ein Instrument für Auftritte, es war mein persönliches Statement zum Orgelbau. Die Bandbreite an Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten war gewaltig." Auch beim Nürnberger Klassik-Open-Air 2016 präsentierte Carpenter seine Reiseorgel.
Das Instrument war mein persönliches Statement zum Orgelbau.
Doch dann die Tragödie: 2021 wurde die "International Touring Organ" bei einem unsachgemäßen Transport schwer beschädigt. Durch die fehlenden Konzerteinnahmen während der Pandemie war Carpenter nicht in der Lage, die umfangreichen Reparaturen zu finanzieren. Das Instrument wurde auseinandergenommen und teilweise geschreddert. Heute existiert nur noch der Spieltisch; er ist in der amerikanischen Herstellerfirma ausgestellt. "Ich vermisse meine Orgel nach wie vor", sagt Carpenter. Denn so aufregend es ist, auf anderen Orgeln wie der "Steinmeyer" in Nürnberg zu spielen: Das Gefühl, mit dem eigenen Instrument unterwegs zu sein, kann man nicht ersetzen.
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Cameron Carpenter and his International Touring Organ | Impressions from a concert in Berlin
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