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Nobelpreis-Verleihung 2023 Julia Fischer spielt für Nobel-Preisträger

Am Sonntag werden die Nobelpreise in Stockholm verliehen. Julia Fischer hat ihren großen Auftritt bereits heute als Solistin – beim Konzert für die Preisträgerinnen und Preisträger im Konserthuset. Auf dem Programm stehen neben Brahms' Violinkonzert unter anderem Werke von Boccherini und Ravel. Es ist ihr Debüt beim Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, das unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen spielen wird.

Die Geigerin Julia Fischer | Bildquelle: Uwe Arens

Bildquelle: Uwe Arens

Stockholm im tiefsten Winter ist vor allem eines: Sehr, sehr dunkel. "Ob ich das Durchhalten würde, dass ein paar Monate lang die Sonne um drei Uhr untergeht, weiß ich nicht", sagt Geigerin Julia Fischer. Bei nur sechs Stunden Tageslicht wird vorgesorgt - nicht nur für Julia Fische, sondern für alle, die in der Finsternis nicht verkümmern wollen. Tausende Lichterketten schmücken die Stadt und dazu, in der Nobelpreiswoche, viele Lichtinstallationen.Hüpfende, türkisfarbene Tröpfchen auf der großen Nikolaikirche, organisch bewegte Formen auf dem Rathaus. Alles scheint sich aufzulösen in Millionen von Pixel zu elektronischen Sounds.

Persönlicher Bezug zur Wissenschaft

Das Konzerthaus in Stockholm hebt sich in klarem Blau elegant ab. Hier probt Julia Fischer das Violinkonzert von Johannes Brahms, zusammen mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und dem Dirigenten Esa-Pekka Salonen. Das Nobelpreiskonzert in Stockholm ist etwas Besonderes. "Wahrscheinlich macht es schon einen Unterschied, dort zu spielen. Denn meine Familie besteht ja zur Hälfte aus Musikern und die andere Hälfte aus Wissenschaftlern. Deshalb spielt es für mich persönlich auch eine Rolle", sagt Julia Fischer.

Verbundenheit zu Marie Curie

Unter den rund 930 Nobelpreisträgern von Albert Einstein über Conrad Röntgen bis zu Max Planck hat Julia Fischer eine klare Favoritin: "Mein Lieblingsbuch als Teenager war ‚Madame Curie‘. Das habe ich rauf und runter gelesen, sie war ein Vorbild für mich. Insofern freue ich mich schon, in Stockholm dabei zu sein." Marie Curie hat als erste Frau den Nobelpreis bekommen. Und als einzige Frau zwei Mal. Auch wenn sich die Physikerin und Chemikerin dem Geigerzähler definitiv näher fühlte als der Geige, sind Musik und Wissenschaft gar nicht so weit voneinander entfernt. Vor allem die Mathematik als wichtigste Hilfsdisziplin der Naturwissenschaften.

Parallelen zwischen Mathematik und Musik

Star-Geigerin Julia Fischer | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Zur Verbindung zwischen Mathematik und Musik hat Julia Fischer ihre ganz eigene Theorie aufgestellt: "Ich glaube, dass man die Musiker in zwei Gruppen gliedern kann. Da sind die, die gut sind im Malen und schlecht in Mathe. Und dann gibt es die, die sehr gut in Mathe sind, aber die nicht malen können. Dazu gehöre ich. Aber Daniel Müller-Schott kann sehr gut malen und auch Lena Neudauer kann das fantastisch."
Das Mathematische in der Musik hat jedoch nichts mit korrektem Rhythmus-Zählen zu tun, oder dass man eine Fuge von Bach auseinander klamüsert. Es sei eine Typfrage, so Julia Fischer. "Wenn man jetzt über das bloße Rechnen hinausgeht, dann ist Mathematik ja etwas extrem Abstraktes. Und ich bin an sich ein abstrakter Typ."

Das Unsagbare findet sich in den Tönen

Auf dieser Basis erübrigt es sich wohl, nachzuhaken, was denn so alles im Violinkonzert von Johannes Brahms steckt. Ob es sich aus irgendeinem Grund besonders eignet, beim Nobelpreiskonzert gespielt zu werden. Oder als Frage formuliert: Ob denn Brahms` Konzert eine Wissenschaft ist. "Für mich ist der Sinn eines Musikstücks, etwas auszudrücken, was ich nicht in Worte fassen kann", sagt die gebürtige Münchnerin. Deswegen ergebe es für sie keinen Sinn, die Musik dann wieder in Worte zu fassen. "Könnte ich es in Worte fassen, bräuchte ich die Musik ja nicht."

Auf dem Wunschzettel: Nobelpreis für Musik

Während im Konzerthaus noch die Blumen arrangiert und die Häppchen, auch Smörgas genannt, geschmiert werden, herrscht draußen schon wieder Dunkelheit. Zumindest am Himmel. Ansonsten funkelt und glitzert es überall. Und auf den Eisflächen drehen sich die Schlittschuhläuferinnen und Läufer. Vielleicht was für den Ausklang nach dem Konzert. Denn Julia Fischer fährt leidenschaftlich gern Schlittschuh. Ansonsten gibt es für die Geigerin im weihnachtlichen Stockholm nur eine Sache, die auf dem diesjährigen Wunschzettel steht: "Ich habe das als Kind immer bedauert, dass es keinen Nobelpreis für Musiker gibt. Fand ich sehr traurig. Könnte man einführen."

Sendung: "Leporello" am 8. Dezember 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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