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Konstantin Krimmel und Ammiel Bushakevitz Liebe zum Liedgesang

Gebirgsjäger wollte Konstantin Krimmel mal werden. Als Bariton erobert er nun die Klassikwelt. Am 16. Januar gibt er mit seinem Klavierpartner Ammiel Bushakevitz einen Liederabend im Studio 2 des Münchner Funkhauses. Ein Gespräch über die Liebe zum Lied – und über die Bundeswehr.

Konstantin Krimmel und Ammiel Bushakevitz | Bildquelle: Konstantin Krimmel

Bildquelle: Konstantin Krimmel

BR-KLASSIK: Konstantin Krimmel und Ammiel Bushakevitz, Sie beide spielen viel, oft, und auch gern miteinander. Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?

Konstantin Krimmel: Das war so eine klassische Internetbekanntschaft. Ich habe Ammiel tatsächlich über Social Media mit anderen Sängerinnen und Sängern gesehen und dachte mir: Der kann unglaublich gut Klavier spielen! Und habe mir dann gedacht, das möchte ich gerne mal ausprobieren.

BR-KLASSIK: Haben Sie ihn einfach angeschrieben? So nach dem Motto: "Hier ist Konstantin Krimmel, ich möchte mit dir spielen!"

Konstantin Krimmel: Wir haben uns 2020 in Hohenems bei der Schubertiade zufällig getroffen. Coronabedingt gab es da nur vier Konzerte und das waren quasi alles Newcomer. Da haben wir uns also kennengelernt und dachten, das harmoniert sehr gut, wir sollten mal was zusammen machen.

Ammiel Bushakevitz: Beim ersten Treffen war Konstantin total still. Er hat überhaupt nichts gesagt. Und ich dachte, der Typ ist einfach so genial, dass er nicht mal was sagen muss. Aber jetzt weiß ich, dass er auch schön sprechen kann, nicht nur schön singen! (lacht)

BR-KLASSIK: Konstantin Krimmel, Sie sind 31 Jahre alt, Ammiel Bushakevitz, Sie sind 37 Jahre alt . Woher rührt denn die Begeisterung für das Lied, dem ja nachgesagt wird, es sei eigentlich für junge Leute überhaupt nichts?

Konstantin Krimmel (Bariton) und Ammiel Bushakevitz (Klavier) | Bildquelle: Flo Huber Fotografie & Film Konstantin Krimmel und Ammiel Bushakevitz geben am 16. Januar einen Liederabend in München. | Bildquelle: Flo Huber Fotografie & Film Ammiel Bushakevitz: Ich bin quasi mit Lied aufgewachsen; auch, weil ich deutsche Vorfahren habe. Mit 13 hat meine Großmutter mir eine Schubert-CD geschenkt, und zwar "Die schöne Müllerin". Und diese Musik habe ich irgendwie viel mehr geliebt als Solowerke für Klavier. Am Anfang konnte ich noch kein Deutsch, ich hab das alles nur phonetisch auswendig gelernt. Sogar Wagner-Opern! Ich glaube, unser beider Liebe zum Lied rührt von der Liebe zum Wort.

Unser beider Liebe zum Lied rührt von der Liebe zum Wort.
Pianist Ammiel Bushakevitz

BR-KLASSIK: Herr Krimmel, Sie aus Ulm kommend, also aus Baden-Württemberg: Wie war Ihr Zugang zum Lied?

Konstantin Krimmel: Ich habe das Kunstlied erst sehr spät kennengelernt. Ich hatte meine erste Gesangslehrerin in Ulm nach dem Stimmbruch. Als ich so 16 oder 17 war, hat sie mir dann mal eine CD mit Fritz Wunderlich gegeben. Ich glaube, es war tatsächlich  "Die schöne Müllerin", auf jeden Fall eine Schubert-CD. Ich konnte aber anfangs gar nicht so viel damit anfangen. Ich habe das Repertoire eigentlich erst im Studium in Stuttgart kennengelernt. Lied und Oratorium hat sich mir tatsächlich erst sehr, sehr spät erschlossen. Da habe ich bemerkt, dass ich ein großer Fan von Geschichten bin. Und so hat sich eigentlich über die Balladen eine Liebe zum Liedgesang entwickelt.

Liederabend im Radio

BR-KLASSIK überträgt den Liederabend mit Konstantin Krimmel und Ammil Bushakevitz live aus dem Studio 2 des Münchner Funkhauses: am 16. Januar 2024 ab 20:00 Uhr.

BR-KLASSIK: Aber vorausgegangen ist dem ja eigentlich eine Chor-Karriere ...

Konstantin Krimmel: Genau, ich bin aufgewachsen mit weltlicher und geistlicher Chormusik: sich im Gottesdienst hinstellen, mit Gewand und Mappe in der Hand singen und sich nicht bewegen. Von daher war es für mich erst ungewohnt, mich auf der Bühne zu bewegen und zu agieren. Aber ich habe immer gern auswendig gelernt und Gedichte vorgetragen. Das fiel mir immer einigermaßen leicht, und ich glaube, das ist auch ein Vorteil jetzt in diesem Beruf. Auswendig zu singen ist nicht so eine riesengroße Herausforderung für mich.

Ich bin ein großer Fan von Geschichten.
Bariton Konstantin Krimmel

BR-KLASSIK: Konstantin Krimmel, Sie sind seit gut zwei Jahren Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper. Aber Sie wollten eigentlich mal Gebirgsjäger werden.

Konstantin Krimmel: Ja, ich habe es auch ausprobiert und war kurz davor, dass ich für 13 Jahre Offizierslaufbahn unterschreibe. Ich wusste einfach lange nicht, was ich nach der Schule machen möchte. Ich hatte immer Musik als Hobby. Ich habe auch im Orchester Fagott gespielt, Klavierunterricht gehabt und im Chor bzw. in kleineren Ensembles gesungen. Da habe ich bemerkt, dass einige ein Musikstudium angestrebt, aber dann doch nicht durchgehalten haben. Das tägliche Üben hat ihnen offensichtlich die Lust genommen. Und dem wollte ich so ein bisschen entgegenwirken.

Bariton Konstantin Krimmel im Porträt | Bildquelle: Daniela Reske Er wollte mal Gebirgsjäger werden und ist jetzt Profisänger: Konstantin Krimmel. | Bildquelle: Daniela Reske Der andere Grund war das Elternhaus. Mein Vater war Lehrer. Wenn man da als ältestes von vier Kindern plötzlich mit der Idee ankommt, Musiker oder Künstler zu werden, dann stößt das wohl erst einmal nicht auf begeisterte Ohren. Genau deswegen habe ich dann den Weg zur Bundeswehr eingeschlagen, zumal meine andere große Leidenschaft der Sport ist: Wintersport, die Berge, das Skifahren, Bergsteigen, Skitourengehen. Und da habe ich mir gedacht, das wäre doch eigentlich eine feine Sache bei den Gebirgsjägern. Ich habe auch das Sportliche sehr genossen. Aber ich habe in dieser Zeit auch gemerkt, dass mir etwas fehlt, was davor immer da war. Mir fehlte die Musik. Daraufhin habe ich versucht, mit dem Fagott in das Heeresmusikkorps reinzukommen. Das hat aber leider nicht ganz so funktioniert, weil mir die Blasmusik-Erfahrung gefehlt hat.

Erst da ist mir eigentlich bewusst geworden, wie wichtig mir die Musik ist. Nach der Bundeswehrzeit habe ich ein Jahr im Extrachor in Ulm gesungen und dann entschieden: Okay, ich versuche es mal mit der Aufnahmeprüfung, weil mir das irgendwie doch taugt. Und als ich die Bescheinigung für den Studienplatz in Stuttgart zu Hause auf den Tisch gelegt habe, da war alles gut.

Das Interview führte Falk Häfner für BR-KLASSIK.

Sendung: "Liederabend mit Konstantin Krimmel und Ammiel Bushakevitz" am 16. Januar 2024 ab 20:00 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Donnerstag, 11.Januar, 10:08 Uhr

Beate Schwärzler

Ein still leuchtender aufgehender Komet

Auf den 16. Januar f r e u e ich mich.
Auf den Liederabend mit Konstantin Krimmel und Ammiel Bushakevitz im Radio, auf BR-Klassik.
(BR-Studio - geht leider nicht. Ich bin zu laut. )

Am 9. Januar 2024 war Konstantin Krimmel hier der "Klassik-Star".

Ich höre ihm so gerne zu. Auch wenn er "nur" spricht. Sooo melodiös. So sanftmütig.

In Elmau durfte ich ihn Ende September letzten Jahres live erleben. Welch ruhende Kraft !
Ich hoffe, nicht zum letzten Mal !

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