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Bariton Konstantin Krimmel "Mythos" mit Loewe und Schubert

Als Kind hat Konstantin Krimmel gern Märchen und alte Sagen gehört. Nun hat der Bariton ein Album mit Liedern von Schubert und Loewe aufgenommen. Trotzdem singt er am liebsten live - wieso, verrät er im Interview mit BR-KLASSIK.

Bariton Konstantin Krimmel | Bildquelle: Florian Huber

Bildquelle: Florian Huber

BR-KLASSIK: Konstantin, deine neue CD heißt "Mythos", das Motto der ersten war "Saga". Das ist thematisch nicht so weit weg. Du hast selbst mal gesagt, dass du als Kind sehr gerne Märchen und alte Sagen gehört hast. Hast du sie selber gelesen oder dir vorlesen lassen?

Konstantin Krimmel: Zuerst auf jeden Fall vorlesen lassen und dann irgendwann selber gelesen. Es hat aber tatsächlich noch viel früher angefangen als mit den Sagen. Es hat angefangen mit Lars, dem kleinen Eisbär, den mir mein Vater früher abends sehr oft vorgelesen hat. Und irgendwann habe ich dann wohl gesagt: Papa, jetzt mache ich mal. Und dann habe ich ihm das ganze Buch rezitiert – noch bevor ich lesen konnte. Einfach, weil er es mir so oft vorgelesen hat, und sich das dann irgendwann so eingebrannt hatte. Und ich glaube, das war wahrscheinlich einer der Startschüsse für diese Liebe und diese Passion zur Geschichte und zum Mythos, zu den verschiedenen Sagen, die dann so kamen.

BR-KLASSIK: Das Erlebnis hat man ja als Eltern. Wenn man ein Wort falsch liest, dann wird man sofort korrigiert von den Kindern.

Konstantin Krimmel: Das war wohl bei mir die Situation, wo ich gesagt hab: jetzt ich.

Die Aussage dieser Geschichten ist zeitlos.
Konstantin Krimnel über Lieder und Balladen

BR-KLASSIK: Was macht für dich den Reiz dieser Geschichten aus im Vergleich zu einer Opernarie? Wenn man das überhaupt vergleichen kann ... Kann man da anders erzählen, vielleicht eine andere Erzählhaltung einnehmen?

Konstantin Krimmel: Man hat überhaupt mal eine Story. Die meisten Opernarien sind ja eigentlich doch nur in Musik verpackte Gefühle, die die Personen in dem Moment durchleben. Bei so einer Geschichte, einer Sage, einem Mythos kann man wirklich eintauchen in verschiedene Charaktere. Einen "Erlkönig" oder "Prometheus" kann man einfach mal so komplett durchleben. Man kann versuchen in einen "Herr Oluf" einzusteigen, zu fühlen, was der durchmacht. Ich finde das wahnsinnig reizvoll, weil ich da in diesen fünf, sechs, sieben Minuten komplett reingehen kann, weil man den Inhalt plötzlich versteht – durch die Musik. Und das empfinde ich als ein ganz großes Geschenk. Weil das alles noch Geschichten sind, die zwar schon hunderte Jahre alt sind, aber der Inhalt der Geschichten oder die Aussage der Geschichten ist zeitlos.

Carl Loewe und Franz Schubert

BR-KLASSIK: Loewe und Schubert sind zwei der Komponisten auf dem neuen Album. Was hat der eine, was der andere nicht hat?

Konstantin Krimmel: Der eine hat auf jeden Fall länger gelebt als der andere, mehr als doppelt so lang. Und sie haben eine ganz unterschiedliche Sprache in ihrer Vertonung. Loewe ist teilweise viel romantischer als Schubert. Loewe gibt dem Klavier auch eine eigene Stimme. Schubert bietet sehr oft das Klavier als Untergrund an, als eine Basis für die Melodien und den Text. Und Loewe gibt gerade bei einem "Erlkönig" dem Klavier noch mal eine eigene Stimme. Und das ist doch sehr faszinierend.

Konstantin Krimmel auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK sendet am 10. Juli nach 19 Uhr in der "Festspielzeit" Ausschnitte aus der neuen CD. Konstantin Krimmel interpretiert zusammen mit Ammiel Bushakevitz Werke von Franz Schubert und Carl Löwe.

CD-Produktion "Mythos" im Bayerischen Rundfunk

BR-KLASSIK: Wie hast du die Aufnahmesession im BR-Funkhaus erlebt – im Unterschied zur Live-Präsentation?

Konstantin Krimmel: Für mich persönlich kommen da so ein bisschen Segen und Fluch zusammen. Denn zum einen hat man bei einer Aufnahme die große Möglichkeit, es wieder und wieder und wieder zu machen. Auf der anderen Seite, glaube ich, kann man sich bei solchen Aufnahmesessions sehr schnell verlieren: Ich möchte es noch anders, noch besser... Ich habe den Livemoment lieber. Man muss dann natürlich alles in einen Moment hineinlegen, aber dieser Moment ist dann auch irgendwann vorbei. Und das hat etwas sehr Berührendes und sehr Schönes, die Gattung Lied ist ja sowieso etwas sehr Intimes. Bei einer CD-Aufnahme ist es dann für die Ewigkeit. Das hat natürlich auch seine schönen Seiten. Wir hatten einfach eine ganz tolle Zeit im Studio 2. MeineTonmeisterin gab mir sehr viel Input, sehr viel Anregungen und Ideen. Und ich glaube, wir haben schlussendlich ein ganz schönes Ergebnis auf Platte bringen können.

Ich habe den Livemoment lieber.
Bariton Konstantin Krimmel

Konstantin Krimmel beim Kissinger Sommer

9. Juli 2024 um 19.30 Uhr im Rossini-Saal
Konstantin Kimmel und Ammiel Bushakevitz

Werke von Carl Loewe, Hugo Wolf und Franz Schubert

Sendung: "Leporello" am 5. Juli 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Dienstag, 09.Juli, 10:25 Uhr

Beate Schwärzler

B a l l a d e n

Singen Sie, sehr geehrter Konstantin Krimmel, singen Sie Balladen !
Das tun nur wenige.
Ihre "Bürgschaft" und Ihr "Belsazar" sind mir noch im Ohr.

"Keiner kennt mehr 'ne Ballade. Schade."
So schrieb vor langer, langer Zeit schon
Sybil Gräfin Schönfeld in der ZEIT.

Also: Machen Sie uns wieder vertraut mit unseren guten Balladen !

Freitag, 05.Juli, 21:11 Uhr

Gerd

Balladen von Loewe

Schön, dass sich noch ein Sänger für die Balladen von Loewe begeistert. Und wie Herr Krimmel richtigerweise ausführt, sind dies auch musikalisch komplexe Erzählungen. Leider fast ganz aus den Konzertsälen verschwunden.

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