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Neuer Rektor der Musikuniversität im Vatikan Münchner bringt frischen Wind nach Rom

Er ist Dominikanermönch, leitet die Kirchenmusik an der Münchner Theaterinerkirche und unterrichtet an der Musikhochschule. Jetzt kommt eine neue Aufgabe auf Pater Robert Mehlhart zu: Er ist neuer Rektor der Musikuniversität im Vatikan. Im BR-KLASSIK-Interview spricht er über Veränderung, starre Strukturen und warum Gregorianik und Jazz gut miteinander harmonieren.

Pater Robert Mehlhart | Bildquelle: Kiderle München

Bildquelle: Kiderle München

Neuer Leiter der päpstlichen Musikuniversität Rom

Interview mit Pater Robert Mehlhart

BR-KLASSIK: Pater Robert, herzlichen Glückwunsch zur neuen Stelle. Kann man sich auf so einen Posten eigentlich bewerben?

Robert Mehlhart: Nein, kann kann man nicht. Nach der Ernennung wird ein lateinisches Dekret im Vatikan ausgehängt. Und ab dem Zeitpunkt ist man dann Inhaber dieses Amtes. Ich bin jetzt Rektor der Musikuniversität des Vatikans.

BR-KLASSIK: Sie waren jetzt schon zu ersten Besprechungen in Rom. Die Ernennung ist ja ganz frisch. Wie gut kennen Sie denn die Stadt schon?

Robert Mehlhart: Rom ist mir nahe. Ich glaube, vielen Bayern geht es so. Wir haben viele barocke Kunst – Musik, aber auch architektonische Kunst in Bayern. Und die kommt einfach aus Rom. Deswegen fühlt man sich dort als Bayer einfach verbunden. Ich habe allerdings nie in Rom gelebt. Das heißt, in den Alltag muss ich mich erst noch ein bisschen hineinfinden.

Wilde Kombi: Gregorianik und Jazz

BR-KLASSIK: Als Präsident des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik in Rom leiten Sie auch die päpstliche Musikuniversität. Das heißt, Sie bilden aus.

Robert Mehlhart: Genau, das ist die Ausbildungsstätte für alle, die global Kirchenmusik machen möchten und ihre musikalische Kompetenz in den lokalen Kirchen auf der ganzen Welt einbringen möchten. Wir sprechen von knapp 200 Studierenden aus 42 Nationen.

Die Gregorianik soll uns befreien und spirituell aufladen.
Pater Robert Mehlhart

BR-KLASSIK: Pater Robert, Sie sind Spezialist für Gregorianik. Die haben Sie durchaus schon mit einer ganz anderen musikalischen Richtung zusammengespannt: Sie haben mit dem Pianisten Tim Allhoff ein Gregorianik-Jazz-Album herausgebracht. Was spricht für diese Kombination?

Tim Allhoff | Bildquelle: Lisa Martin Zusammen mit dem Jazzmusiker Tim Alhoff brachte Pater Robert Mehlhoff ein Album heraus. | Bildquelle: Lisa Martin Robert Mehlhart: Einfach die gute Musik! Es ist ein tolles Album rausgekommen. Die Gregorianik ist archaisch anmutend und sehr weit entfernt von unseren Hörgewohnheiten. Und Tim Allhoff hat es verstanden, uns die Gregorianik mit wunderbaren, ganz diskreten harmonischen Verbindungen sanft ans Ohr zu legen. So kann sie sich wirklich an die Seele anschmiegen und auf Flügeln nach oben tragen. Das ist ja auch der Sinn der Gregorianik: Sie soll uns befreien und spirituell aufladen, uns Kraft geben und nach oben führen. So gesehen, glaube ich, haben wir auf dieser Platte ein ganz gutes Tandem entwickelt.

Musik in Zeiten der Isolation

BR-KLASSIK: Entstanden ist das Album während der Coronazeit. Hatte es damit etwas zu tun?

Robert Mehlhart: Ganz massiv. Die Leute haben Ruhe, Entspannung und Meditation wirklich gebraucht in dieser aufregenden Zeit. Und ich habe viel Feedback bekommen, von überall her, dass sie diese musikalische Umarmung gebraucht habenin der Zeit der Isolation.

Chancen für Veränderungen im Vatikan?

BR-KLASSIK: Musikalische Umarmung, Tandem, Öffnung, Perspektivwechsel... Könnte das auch ein Stichwort für Ihre zukünftige Arbeit in Rom sein? Können Sie da Ideen einbringen und Veränderungen anstoßen – vorausgesetzt, Sie wollen das?

Vatikan | Bildquelle: Johannes Moths/ BR Der Petersdom liegt direkt neben dem Vatikan. | Bildquelle: Johannes Moths/ BR Robert Mehlhart: Ja, ich will. (lacht) Klar möchte man entwickeln und Dinge nach vorne bringen. Jetzt im ersten Jahr scheint es mir aber doch mal angebracht, erstmal genau hinzuschauen, die Kollegen kennenzulernen, auch die Professoren, die spezifische Atmosphäre der Universität und die ganz eigene römische Kultur, in die das Institut eingebettet ist. Von dem her möchte ich nicht auftreten als der tolle Deutsche, der weiß, wie es geht und alle haben irgendwelchen Guidelines zu folgen. Ich möchte jetzt im ersten Jahr erstmal sehen, urteilen und dann handeln.

Klar möchte man etwas entwickeln, aber im ersten Jahr werde ich erstmal hinschauen.
Pater Robert Mehlhart

BR-KLASSIK: Sie waren gerade in Rom – zu ersten Besprechungen. Gibt es viel zu regeln?

Robert Mehlhart: Es gibt sehr viel zu besprechen, weil man als Chef ja wirklich große Kompetenzen hat. Mein Vorgänger Monsignore Vincenzo De Gregorio ist ein wunderbarer Mensch: Er hat mich mit einem kleinen Fiat vom Flughafen abgeholt. Ich war 48 Stunden in Rom und habe das Gefühl, ich habe ihm einfach 48 Stunden lang zugehört. Er hat mir einen Schlüsselbund in die Hand gegeben mit gefühlt 40 Schlüsseln dranzu jeder Aula der Universität, zum Glockenturm... Vincenzo de Gregorio verfügt über das ganze institutionelle Wissen. Und daran darf ich jetzt teilhaben.

BR-KLASSIK: Pater Robert, Sie lehren noch an der Münchner Musikhochschule und sind seit elf Jahren Chordirektor der Vokalkapelle der Münchner Theatinerkirche und in dieser Funktion auch Orchesterleiter. Werden Sie die Münchner Arbeit irgendwie fortsetzen können?

Pater Robert Mehlhart | Bildquelle: Kiderle München Pater Robert Mehlhart ist schon lange an der Münchner Theatinerkirche tätig. | Bildquelle: Kiderle München Robert Mehlhart: Das ist meine große Hoffnung. Wenn ich zurückdenke an meine eigenen Professoren in Wien, München oder auch Oxford, da waren immer die Professoren gut, die selber noch aktiv Musik gemacht haben. Ich habe wunderbare Kollegen hier in München, ein wunderbares Orchester, wunderbare Sängerinnen und Sänger. Und ich möchte mit denen weiter lernen und Musik entdecken. Wir haben auch eine ganz tolle Gemeinde an der Theatinerkirche. Die möchte ich jetzt auch nicht einfach so im Stich lassen. Aber der liebe Gott hat mir da auch ein bisschen in die Hand gespielt, weil ich einen ganz tollen Assistenten bekommen habe: den Riccardo Ricci, ein sehr begabter Student von der Hochschule. Der wird mir viel abnehmen können. So gesehen hoffe ich, dass wir da auch ein gutes Tandem hinkriegen zwischen Rom und München.

BR-KLASSIK: Pater Robert, verraten Sie mir noch: Was hat Rom, was München nicht hat?

Robert Mehlhart: Rom hat einen sehr schönen, großen barocken Dom mit großer Kuppel. Und wir haben bei uns im Garten des Instituts Papageien, die nisten. Die habe ich im Englischen Garten noch nicht gefunden.

Sendung: "Allegro" am 2. August 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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