Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz ist nicht unbedingt als großer Musikliebhaber bekannt. Texte sollen ihm deutlich mehr zusagen. Für seinen Großen Zapfenstreich hat Scholz Stücke von Bach, den Beatles und Aretha Franklin gewählt. Sie sprechen für sich.
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Olaf Scholz' (SPD) Zeit als Bundeskanzler endet. Am Montag wird er im Verteidigungsministerium mit einem Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr verabschiedet. Das Musikkorps der Bundeswehr spielt, was der Ehrengast sich wünscht. Auf Scholz` Wunschliste stehen zwei Popsongs und ein klassisches Werk: "In My Life" von den Beatles, dann ein Auszug aus dem "2. Brandenburgischen Konzert" von Johann Sebastian Bach, den Abschluss bildet "Respect" von Aretha Franklin.
Im Beatles-Klassiker von 1965 geht es um Begegnungen und Orte im Leben eines Menschen. Wichtiger noch sind aber Gedanken an die große Liebe.
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The Beatles - In My Life (Music Video)
Die Wahl ist wohl ein Gruß an Scholz' Zuhause: Der SPD-Politiker lebt in der Brandenburgischen Hauptstadt Potsdam und hat dort auch seinen Wahlkreis.
Bachs 2. Brandenburgisches Konzert: Mehr über die Musik, die Hintergründe – und warum Bach in diesem Kontext im Gefängnis landete.
Das Werk von Bach ist ein echter Klassiker: Im zweiten der sechs Brandenburgischen Konzerte spielt der Komponist mit den Klangfarben von Blockflöte, Oboe, Geige und Trompete. Die Musik komponierte er vermutlich bereits in seiner Zeit am Hof in Weimar. Keine einfache Zeit für den Komponisten: Denn dort war 1717 ein Wettstreit um Bach entbrannt – der für ihn in vier Wochen Gefängnis mündete.
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J. S. Bach: 2. Brandenburgisches Konzert F-Dur BWV 1047 ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Masaaki Suzuki
"Respekt" war ein prägendes Schlagwort und Anliegen für Scholz in seinen Wahlkämpfen. Der gleichnamige Song stammt ursprünglich von Sänger Otis Redding. Aretha Franklin gelang 1967 mit ihrer Version ein Welterfolg.
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Aretha Franklin - Respect (Official Lyric Video)
Außer den Wunschtiteln gehören weitere Musikstücke fest zu einem Großen Zapfenstreich dazu und dürfen laut Bundesregierung vom Musikkorps der Bundeswehr mit Ausnahme der Nationalhymne nicht zu anderen Anlässen gespielt werden. Das sind: der Yorcksche Marsch von Ludwig van Beethoven zum Aufmarsch, der Preußische Zapfenstreichmarsch, Kavalleriesignale und Spielstücke der Trommler und Pfeifer sowie der Choral "Ich bete an die Macht der Liebe" als symbolische Gelegenheit zur Andacht und als Aufforderung zu Frieden und Toleranz. Außerdem die Nationalhymne der Bundesrepublik.
Der Große Zapfenstreich ist das höchste militärische Zeremoniell der Bundeswehr. Diese Ehre findet nur zu besonderen Anlässen statt. Das Protokoll sieht die Würdigung für Bundespräsidenten, Bundeskanzler und Verteidigungsminister vor, innerhalb der Bundeswehr außerdem für Generäle und Admirale. Der Zapfenstreich besteht aus einem Aufmarsch, Musikstücken, der Nationalhymne und dem Ausmarsch. Auch Fackeln gehören dazu.
Der Große Zapfenstreich ist die höchste militärische Ehre der Bundeswehr – Olaf Scholz erhält sie am 5. Mai. | Bildquelle: picture alliance / SvenSimon | Annegret Hilse / SVEN SIMON
Die Zeremonie reicht laut Bundesregierung zurück in die Zeit der Landsknechte im 16. Jahrhundert. Damals strich der sogenannte Profos mit einem Säbel über den Zapfhahn der Bier- und Weinfässer, beendete den Ausschank und läutete die Nachtruhe ein. Später wurde das Zeichen auch in musikalischer Form gegeben, etwa durch ein Trompetensignal.
Die feierliche Zeremonie des Großen Zapfenstreich wurde im 19. Jahrhundert begründet. In der heutigen Form als musikalischer Aufmarsch wurde er zum ersten Mal am 12. Mai 1838 in Berlin aufgeführt – zum Abschluss eines Konzertes zu Ehren des russischen Zaren.
Angela Merkel (CDU) hatte sich zu ihrem Abschied 2021 – obwohl sie gerne klassische Musik mag – kein klassisches Werk gewünscht. Auf dem Programm standen damals das Kirchenlied "Großer Gott, wir loben dich", außerdem die Hits "Du hast den Farbfilm vergessen" von Nina Hagen und "Für mich soll's rote Rosen regnen" von Hildegard Knef.
Mit Material von dpa
Sendung: "Leporello" am 2. Mai 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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