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Ausblick auf 2023 Ein Jahr voller prominenter Rollendebüts

Was erwartet die Freunde des Musiktheaters im Jahr 2023 – wo zeichnen sich Höhepunkte ab? BR-KLASSIK hat in den Spielplänen großer Opernhäuser des deutschsprachigen Raums geblättert und hat diese Empfehlungen für Sie.

Das markgräfliche Opernhaus in Bayreuth | Bildquelle: BR

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Magische Momente menschlichen Gesangs – wurde dafür das Wort "Zauber" erfunden? Die Sopranistin Asmik Grigorian betört Opernfans durch ihr Stimmtimbre, durch ihre Schauspielkunst. Im Sommer 2023 knöpft sich die Litauerin bei den Salzburger Festspielen die mordlustigste Frauenfigur Giuseppe Verdis vor – Lady Macbeth! Für die niedrigen Instinkte der hohen Dame, die über Leichenberge geht, muss der körpersprachlich und vokal so überreiche Zauberkasten von Asmik Grigorian dann zumal "böse" Facetten und Nuancen offenbaren.

Jonas Kaufmann zum ersten Mal als Tannhäuser

Auch bei Jonas Kaufmann steht ein großes Rollendebüt an, bei dem er sich an bedeutenden Fachkollegen aus früherer Zeit messen lassen muss: Wagners Venusbergbewohner und Minnesänger Tannhäuser! Für Everybody‘s Darling Kaufmann keine zwei Jahre nach seinem Münchner Tristan-Debüt wieder eine kräftezehrende Herausforderung, diesmal bei den Salzburger Osterfestspielen. Und wenn die Vorzeichen nicht trügen, könnte es fulminant werden: Im Herbst jedenfalls war Kaufmann stimmlich in blendender Verfassung.

Debüts bei den Bayreuther Festspielen

Dirigent Pablo Heras Casado in der MET | Bildquelle: Metropolitan Opera Dirigent Pablo Heras-Casado im Orchestergraben | Bildquelle: Metropolitan Opera Dreieinhalb Monate später, bei den Bayreuther Festspielen, erwartet Wagnerianer auch im neuen "Parsifal" ein Rollendebüt. Eine Überraschung erster Güte, denn es hat wohl niemand damit rechnen können, dass die Titelpartie des Bühnenweihfestspiels von einem maltesischen Tenor präsentiert werden würde, der sich bisher ausschließlich auf Italienisch oder Französisch profiliert hat: Joseph Calleja. Und auch das Leitungsteam der Neuproduktionen setzt Intendantin Katharina Wagner aus Hausdebütanten zusammen. Der bisher als Wagner-Dirigent keineswegs erfahrene Spanier Pablo Heras-Casado steht im Orchestergraben. Und der Professor für Musik und Theaterkunst aus den USA, Jay Scheib, will als Regisseur des "Parsifal" dem Publikum Augmented-Reality-Brillen aufsetzen lassen, wenn auch ärgerlicherweise nur einem kleinen privilegierten Teil der Besucher*innen. Ob diese Augmented Reality (Reales verbindet sich mit computergenerierten Inhalten) ungeahnte Tiefenschichten des Gralsdramas freilegt?

Wagners Ring in Westfalen

Wer grundsätzlich der Meinung ist, dass die Werke Richard Wagners längst schon außerhalb Bayreuths spektakulärer oder auch nur intellektuell überzeugender dargeboten werden, fährt alternativ lieber nach Westfalen. In Dortmund bricht ein gewiefter Opernkenner, der bald 78-jährige Peter Konwitschny, im Rahmen seiner ersten "Ring"-Regiearbeit erstmals für "Siegfried" eine Lanze.

"Figaro hier, Figaro da..."

Wie schon der Schriftsteller Karl Kraus wusste, kommt es in der Kunst nicht darauf an, was man bringt, sondern was man – umbringt. Weg mit den Sehgewohnheiten, her mit einem ungetrübten Blick auf die Substanz der alten Stücke! Unter diesem Aspekt kann man während der nächsten Monate von Nürnberg über Salzburg bis Wien anhand von Mozarts Evergreen "Le Nozze di Figaro" die Interpretationen unterschiedlichster Künstler*innen vergleichen: Joana Mallwitz, Philippe Jordan und Raphaël Pichon am Dirigentenpult; Jens-Daniel Herzog, Barry Kosky und Martin Kusej am Regiepult.

Wiederentdeckung: "Erotisches Mysterium" von Rudi Stephan

Tobias Kratzer | Bildquelle: picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP Regisseur und designierter Intendant der Hamburger Staatsoper Tobias Kratzer | Bildquelle: picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP Wer allerdings grundsätzlich mit dem relativ kleinen, immer wieder von neuem aufgeführten Opernrepertoire abgeschlossen hat (fertig zu sein glaubt), soll an dieser Stelle auf eine lohnende Rarität hingewiesen werden. Im Uraufführungsort Frankfurt nimmt sich Regie-Ass Tobias Kratzer der "Ersten Menschen" an, die 1920 das Licht der Bühnenwelt erblickt haben. Die einzige Oper von Rudi Stephan, eines während des Ersten Weltkrieges gefallenen hochbegabten Komponisten, zeigt eine klare Vision von der Moderne. Als "erotisches Mysterium" bezeichnet der Librettist Otto Borngräber sein Meisterstück, das uns in die Zeit unmittelbar nach der Vertreibung aus dem Paradies versetzt. Es könnte die Wiederentdeckung des Jahres werden.

Sendung: "Allegro" am 28.12.2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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