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"Cavalleria rusticana" und "Pagiacci" Doppelpremiere an der Staatsoper

Am 22. Mai 2025 feiern die Opern "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci" Premiere an der Bayerischen Staatsoper. Das Regieteam um Francesco Micheli hat für die beiden unabhängig voneinander entstandenen, aber oft zusammen aufgeführten Opern eine gemeinsame Klammer gefunden. BR-KLASSIK überträgt die Doppelpremiere live im Radio.

Cavalleria rusticana & Pagliacci | Bildquelle: Geoffroy Schied

Bildquelle: Geoffroy Schied

Gleich zwei Neuinszenierungen feiern am 22. Mai Premiere an der Bayerischen Staatsoper in München. Im ersten Teil des Abends wird Pietro Mascagnis "Cavalleria rusticana" aufgeführt, im zweiten Teil dann "Pagliacci" von Ruggero Leoncavallo. Regie führt Francesco Michele, dirigieren wird Daniele Rustioni.

"Cavalleria rusticana" und "Pagliacci": zweimal Verismo-Oper

Inhaltlich verknüpft sind die beiden Opern "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci" nicht. Und doch gibt es ein paar Verbindungen: Beide Stücke sind mit etwa 70 Minuten recht kurz, beide gehören zum Verismo und spielen in Italien. Auch die Handlung in "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci" folgt einem ähnlichen Muster: Ein einfaches Mädchen lässt sich auf einen gönnerhaften Mann ein. Hinzu kommt ein Liebhaber oder eine Liebhaberin, schon brodelt die Gerüchteküche und die Geschichte explodiert wie ein Hexenkessel.

Santuzza: vom Bräutigam betrogen

In "Cavalleria rusticana" heißt das Mädchen Santuzza. Sie wird erst geschwängert, dann vom Bräutigam betrogen. Dass sie das nicht hinnimmt, versteht sich in einer Oper von selbst. Also trägt sie ihre Informationen, blind vor Eifersucht, weiter. Was dazu führt, dass Santuzzas Bräutigam getötet wird.

E.BUACHIDZE R.PLOWRIGHT Y.MATOCHKINA | Bildquelle: Geoffroy Schied In "Cavalleria rusticana" wird Santuzza von ihrem Bräutigam betrogen. | Bildquelle: Geoffroy Schied Die Rolle der entehrten Unschuld vom Lande übernimmt die Sopranistin Julya Matochkina.: "Ich denke, Santuzza ist ein Opfer, ja. Aber sie ist auch schuldig! Auch das ist absolut aus dem Leben gegriffen und gilt bis heute: Es sind immer beide, der Mann und die Frau, schuld an einem Missverständnis. Sie kann also gar nicht nur unschuldig sein." Für Julya Matochkina ist das Jahr 2025 das "Cavalleria"-Jahr: An insgesamt vier verschiedenen Orten tritt sie mit der Santuzza auf, hat die Rolle ausführlich studiert und lässt sich hineinfallen in die herzzerreißende Geschichte, deren Tragik sich in der Osternacht zuspitzt.

"Pagliacci": Massenszenen auf der Opernbühne

Szene aus "Cavalleria rusticana / Pagliacci" an der Bayerischen Staatsoper, 2025 | Bildquelle: Geoffroy Schied "Pagliacci" mit üppiger Statisterie. | Bildquelle: Geoffroy Schied Ähnlich angelegt ist "Pagliacci": Da heißt das Mädchen von der Strasse Nedda und der fürsorgliche Retter Canio. Er gibt dem Mädchen einen Job als Colombina in seiner Theatertruppe. Eine Besonderheit an "Pagliacci" sind die Massenszenen auf der Bühne. Zur üppigen Statisterie, die aus Nudeln servierenden Kellnern besteht, kommt ein Riesenchor plus der Kinderchor der Bayerischen Staatsoper mit 40 Jungen und Mädchen. Im 1970er-Jahre-Outfit lutschen die Kinder poppig-buntes Eis am Stiel. Das Team arbeitet seit Monaten daran, dass es auf der vollen Bühne nicht zu Zusammenstößen kommt, dass jeder Schritt richtig gesetzt wird und dazu noch die Noten und das Italienisch perfekt klingen.

Jonas Kaufmann als Canio in "Pagliacci"

In "Pagliacci" gibt Jonas Kaufmann den Mädchenretter. Dieser Canio ist nicht nur Chef der Komödiantentruppe, sondern er spielt auch innerhalb der Komödie den Clown, den Bajazzo: Als gehörnter Ehemann singt er "Vesti la giubba", eine der berühmtesten Arien der Operngeschichte: "Ridi pagliacco! Lache, Clown". In nur zweieinhalb Minuten ein Maximum an Seelenschmerz.

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Jonas Kaufmann: Vesti la giubba

Tenor Jonas Kaufmann legt die Arie nicht mit einem Sahnehäubchen Schmelz an, auch wenn er sie in dieser Inszenierung mit Ricotta im Gesicht singt. Vielmehr ist für Kaufmann weniger …mehr! Die tragische Tiefe kommt mit der Lebenserfahrung: "Gott sei Dank sind mir diese Dinge nicht wirklich so passiert im Leben. Aber ein bisschen Verzweiflung, dass das Leben quasi an einem vorbeigestrichen ist, ohne dass man es festhalten konnte, schwingt ja in dieser Rolle auch mit. Das liegt mir natürlich jetzt näher als vor zehn Jahren oder vor fünfzehn Jahren", so der Startenor im Interview mit BR-KLASSIK.

Wolfgang Koch in der Rolle des Tonio

Wolfgang Koch und Jonas Kaufmann | Bildquelle: Geoffroy Schied Tonio (Wolfgang Koch) versorgt Canio (Jonas Kaufmann) mit pikanten Details über die untreue Ehefrau. | Bildquelle: Geoffroy Schied Zu Fall gebracht wird der Tenor dann vom Bariton. Wolfgang Koch als Tonio versorgt Canio erst mit pikanten Details aus dem Liebesleben von dessen untreuer Gattin Nedda. Und anschließend reicht er dem Clown Canio lächelnd das Messer. "Ich versuche, alles ganz lustig zu machen, wie in einer Komödie und sage die bösesten Dinge",erzählt Wolfgang Koch über seine Rolle. "Ja, sie ist ja weiß, wie Schnee ist ihre Reinheit und alle lachen. Canio wird wahnsinnig, das Blut steigt in seinen Kopf und irgendwann bringt er sie um." Damit geht, was ungewöhnlich ist im Opernstrickmuster, der Tenor als Doppelmörder von der Bühne. Der Bariton hingegen hat juristisch gesehen eine reine Weste. Aber menschlich betrachtet ist er als Petzliese und Intrigant am Ende doch nur Abschaum.

BR-KLASSIK überträgt Premiere im Radio

Zwar fordert dieser Duoabend "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci" einige Tote und viele Verzweifelte, für Jonas Kaufmann überwiegt dennoch die exzellente Unterhaltung! "Oper hat ja auch was von Katharsis, von so einer Art Reinigung, weil man eben sieht, wie auf der Bühne Probleme schlecht gelöst werden."

BR-Klassik überträgt die Doppelpremiere am 22. Mai ab 19 Uhr live aus dem Münchner Nationaltheater.

Sendung: "Allegro" am 22. Mai 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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