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Ton Koopman zum 80. Ein bescheidener Meister der Alten Musik

Anlässlich seines 80. Geburtstags am 2. Oktober gibt der Dirigent, Organist und Cembalist Ton Koopman Einblicke in sein bewegtes Leben und seine leidenschaftliche Beziehung zur Musik. Und er reflektiert über seine Karriere und über die Herausforderungen unserer Zeit.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Porträt

Ton Koopman zum 80. Geburtstag

"Ich fühle mich wie 50 oder 55", sagt Koopman schmunzelnd in der BR-KLASSIK-Sendung "Meine Musik". Für ihn steht das Alter nicht im Vordergrund: "Ich bin überhaupt nicht beschäftigt damit, alt zu werden." Der Dirigent blickt zurück auf mehr als vier Jahrzehnte in der Musikwelt, eine Zeit, die ihm sowohl Erfüllung als auch Herausforderungen gebracht hat. Kein Wunder: Mehr als 400 CDs und LPs hat Koopman in den letzten vier Jahrzehnten aufgenommen.

Der Papa war Jazzschlagzeuger

Koopman, geboren am 2. Oktober 1944 im niederländischen Zwolle, wuchs in einem musikalischen Umfeld auf. Sein Vater, ein Jazzschlagzeuger, prägte bereits in seiner Kindheit seine Liebe zur Musik. Mit nur zehn Jahren begann er Orgel zu spielen und schnell entwickelte er eine Faszination für das Cembalo. Dabei betont er, wie wichtig das persönliche Empfinden für die Musik ist. "Jede Note ist ein Teil von mir", sagt er und bringt damit zum Ausdruck, dass seine Musik mehr ist als nur technische Perfektion.

Radiosendungen zu Ton Koopmans 80. Geburtstag

Mittwoch, 2. Oktober 2024, 11:00 Uhr - Der Vormittag mit Ton Koopmann
Mittwoch, 2. Oktober 2024, 18:05 Uhr - Klassik-Stars mit Ton Koopman
Samstag, 5. Oktober 2024, 11:05 Uhr - Ton Koopman zu Gast in "Meine Musik"

Ton Koopmans Weg als Dirigent

Er spielt aber nicht nur Cembalo, er ist auch Dirigent – eine Karriere, die eher zufällig entstanden ist: "Ich habe nie eine Unterrichtsstunde gehabt und habe allmählich mit dem Dirigieren angefangen." Sein erster wichtiger Moment kam, als er kurzfristig die Leitung der Matthäus-Passion für den erkrankten Nikolaus Harnoncourt übernehmen sollte. "Ich dachte, ich kann eigentlich überhaupt nicht dirigieren. Ich kann Continuo spielen, ich kann es vom Klavier aus leiten." Diese Bescheidenheit spiegelt seine Leidenschaft wider, die er für die Alte Musik empfindet und die ihn bis heute antreibt.

Ich dachte, ich kann eigentlich überhaupt nicht dirigieren.
Ton Koopman

Kein Tag ohne Bach

Ton Koopman | Bildquelle: picture-alliance/dpa Dirigent und Musiker voller Leidenschaft für die Alte Musik: Ton Koopman | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Liebe zur Musik hat in seinem Leben stets eine zentrale Rolle gespielt. Besonders Johann Sebastian Bach: "Ein Tag ohne Bach existiert nicht." Koopman blickt positiv in die Zukunft und verbindet seine Lebenseinstellung mit der Musik: "Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich glaube auch, ich werde 100." In den schwierigen Zeiten, die die Welt derzeit durchlebt, findet er Trost in Bachs Werken. "Bach ist das Beste bei allen traurigen Dingen, aber wenn Bach Freude hat, mein Gott, das hört man", fasst er seine tiefe Verbindung zur Musik zusammen. In einer Welt, die oft von Herausforderungen geprägt ist, bleibt seine Hoffnung auf Frieden und Freude in der Musik lebendig. "Es ist furchtbar, was in der Ukraine passiert. Es ist furchtbar, was in Israel passiert. Es ist traurig, wenn man jeden Tag sieht, wie viele Menschen wieder gestorben sind. Es tut unglaublich weh. Und ich hoffe, dass bald Frieden da ist", reflektiert er über die aktuellen Geschehnisse.

Ton Koopman als Lehrer und Mentor

In den letzten Jahren hat Koopman nicht nur als Musiker, sondern auch als Lehrer und Mentor gewirkt. Er ist bekannt dafür, Laien und jungen Talenten aus aller Welt eine Plattform zu bieten. Ein Beispiel dafür ist das Bachfest in Leipzig, bei dem er Hunderte von Sänger*innen und Musikern zusammenbringt, um gemeinsam zu musizieren. "Die Liebe ist in allen Augen zu sehen. Wenn es vorbei ist, sind alle froh und glücklich", erklärt er mit leuchtenden Augen. In diesen Momenten, wenn er zusammen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern in der Thomaskirche auftritt, wird seine Leidenschaft für Bach und die universelle Sprache der Musik deutlich.

Gründer des Amsterdam Baroque Orchestra & Choir

Das Amsterdam Baroque Orchestra, das Ton Koopman 1979 ins Leben rief, steht für seinen unverwechselbaren Klang und die Liebe zum Detail. Mit dem Ensemble, zu dem seit 1992 auch ein Chor gehört, hat er zahlreiche, oft preisgekrönte Einspielungen realisiert, darunter das vollständige Kantatenwerk von Johann Sebastian Bach. Koopman legt dabei großen Wert auf historische Aufführungspraxis, ohne die Lebendigkeit der Musik aus den Augen zu verlieren. Durch diese Mischung hat das Orchester eine besondere Stellung in der Welt der Alten Musik eingenommen und prägt bis heute die internationale Musikwelt.

Selbst wenn wir historische Instrumente nutzen, darf es nie akademisch klingen. Es geht darum, den Zuhörern die Emotionen und die Seele der Musik näherzubringen.
Ton Koopman

Der unermüdliche Ton Koopman - auch mit 80

Mit seinem 80. Geburtstag steht Koopman nicht nur an einem Meilenstein seines Lebens, sondern auch an der Spitze seines Schaffens. Er bleibt unermüdlich dabei, neue Wege zu erkunden und die Musik von Bach und anderen Komponisten in einem frischen Licht zu präsentieren.

Sendung: "Allegro" am 2. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Freitag, 11.Oktober, 06:23 Uhr

Herman Vanden Broucke

Ton Koopman

Wunderschön ,zutiefst dankbar BR Klassik
Herman Vanden Broucke

Mittwoch, 02.Oktober, 12:35 Uhr

Gerhard Nowack

Toon Koopman

Ton Koopman bringt die Musik auf den Punkt. Vor allem bei Bach. Seine CDs sind grandios. Die Niederländer lieben Bach. Seit ich Ton Koopman kenne, weiß ich warum.

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