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Ballettzauber im Advent "Der Nussknacker" im Video-Vergleich

Lebkuchen, Mandarinen, "Nussknacker": Peter Tschaikowskys Ballett gehört fest in die Spielpläne der Adventszeit. Doch wie haben sich Choreografie und Ausstattung über die Zeit verändert? Und wer spielt heute welche Version? Ein Überblick in Videos.

© Semperoper Dresden/Ian Whalen | Bildquelle: MDR

Bildquelle: MDR

"Der Nussknacker" ist Peter Tschaikowskys drittes und letztes Handlungsballett. Es wurde 1892 am St. Petersburger Mariinsky-Theater gemeinsam mit dem Operneinakter "Iolanthe" uraufgeführt und war zunächst kein Erfolg. Eigentlich hätte der legendäre Marius Petipa hatte Uraufführung choreographieren sollen, gab den Auftrag aber zurück. Bis heute ist ungeklärt, wieviel von der überlieferten Choreographie von ihm, vom ersten Ballettmeister Lew Iwanow und vom zweiten Ballettmeister Enrico Cechetti stammt.

Der größte Erfolg der Uraufführung war der Schneeflockenwalzer, der wahrscheinlich von etwa 50 Tänzerinnen interpretiert wurde. So viele Mitglieder hat heutzutage wohl keine Ballettkompanie mehr, so dass der historische Eindruck schwer zu rekonstruieren ist. Weil "Der Nussknacker" aber vor allem in der Adventszeit als Familienstück gespielt wird, kommt das Stück bis heute fast ausschließlich in mehr oder weniger traditioneller Form auf die Bühne, was sich auch in den Aufnahmen niederschlägt.

Traditionell: Mariinsky-Ballett St. Petersburg

Die Ballettkompanie des Uraufführungstheater fühlt sich dem "Nussknacker" ganz besonders verbunden. Alljährlich sind die Eintrittskarten hart umkämpft, und wenn der Chefdirigent am Pult steht, kennt die Begeisterung kaum Grenzen. In der Choreographie von Vasily Vainonen wurde die Produktion im Jahr 2012 aufgezeichnet.

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Tchaikovsky - The Nutcracker, Ballet in two acts | Mariinsky Theatre (HD 1080p) | Bildquelle: EuroArtsChannel (via YouTube)

Tchaikovsky - The Nutcracker, Ballet in two acts | Mariinsky Theatre (HD 1080p)

Neoklassisch: New York City Ballet

Der russische Choreograph George Balanchine verließ sein Heimatland im Jahr 1924 und wurde Tänzer in Sergei Djagilews berühmten Ballets Russe. Nach seiner Tanzkarriere gründete er gemeinsam mit Lincoln Kirstein das New York City Ballet und wurde einer der Hauptvertreter des neoklassischen Balletts. Sein Nussknacker ist eine Kompromissversion für alle, denen die Originalchoreographie zu altmodisch ist.

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The Nutcracker - Full Length Ballet by The New York City Ballet | Bildquelle: Youtube

The Nutcracker - Full Length Ballet by The New York City Ballet

Im Geist von Petipa und Iwanow: Semperoper Ballett Dresden

Viele Jahre leitete der Kanadier Aaron Watkin das Semperoper Ballett und setzte sowohl die Tradition des modernen Tanzes fort, die von Tom Schilling in Dresden etabliert wurde, und pflegte gleichzeitig das neoklassische Repertoire. Gemeinsam mit Jason Beechey hat er versucht, den Geist der stilbildenden Choreographien von Marius Petipa und Lew Iwanow zu erhalten, ohne eine bloße Stilkopie zu liefern. Luxusklang kam im Jahr 2011 von der Sächsischen Staatskapelle.

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Tschaikowski: Der Nußknacker · Sächsische Staatskapelle Dresden | Vello Pähn | Bildquelle: Johann Auens Weltanschauung (via YouTube)

Tschaikowski: Der Nußknacker · Sächsische Staatskapelle Dresden | Vello Pähn

Konzertant: Rotterdams Philharmonisch Orkest

Die verschiedenen Suiten aus der Musik zum "Nussknacker" erfreuen sich auch im Konzertsaal größter Beliebtheit. Gelegentlich führen Dirigenten aber auch die komplette Ballettmusik auf, um die Besonderheiten dieser außergewöhnlichen Partitur ohne ablenkendes Bühnengeschehen erlebbar zu machen. So hielt es auch Yannick Nézet-Séguin, Chefdirigent der New Yorker Metropolitan Opera, als er noch musikalischer Leiter des Rotterdams Philharmonisch Orkest war. In diesem Konzertmitschnitt des Niederländischen Rundfunks stehen die Musikerinnen und Musiker im Zentrum des Interesses.

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Tchaikovsky: The Nutcracker - Rotterdams Philharmonisch Orkest - Complete concert in HD | Bildquelle: AVROTROS Klassiek (via YouTube)

Tchaikovsky: The Nutcracker - Rotterdams Philharmonisch Orkest - Complete concert in HD

Ballettfern: Berliner Philharmoniker

Im Jahr 2010 kam die Gesamtaufnahme des "Nussknackers" mit dem Berliner Philharmonikern unter ihrem damaligen Chefdirigenten Simon Rattle in den Handel. Mit dem Tanz der Zuckerfee bewarben Sir Simon Rattle und das Orchester damals ihre Aufnahme, die wegen ihrer Theater- und Ballettferne nur wenige Kritiker überzeugen konnte.

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Simon Rattle & Berliner Philharmoniker – Dance of the Sugar Plum Fairy (Tchaikovsky: The Nutcracker) | Bildquelle: Warner Classics (via YouTube)

Simon Rattle & Berliner Philharmoniker – Dance of the Sugar Plum Fairy (Tchaikovsky: The Nutcracker)

Blick hinter die Kulissen: Bolshoi-Theater Moskau

Jede Ballettaufführung ist Spitzensport für die Kompanie, bedeutet aber auch für die übrigen Abteilungen eines Theaters eine beeindruckende Anstrengung, die lange vor dem Heben des Vorhangs beginnt. Wer wissen möchte, was im Probenraum sowie in den Garderoben und Gängen eines Theaters passiert, bis das Publikum seine Lieblinge bejubeln kann, sollte diesen Dokumentarfilm aus dem Moskauer Bolschoitheater ansehen. Russischkenntnisse sind nicht erforderlich.

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ЗАКУЛИСЬЕ — Щелкунчик в Большом театре. | Bildquelle: ЗАКУЛИСЬЕ (via YouTube)

ЗАКУЛИСЬЕ — Щелкунчик в Большом театре.

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Dienstag, 12.Dezember, 07:00 Uhr

W.H.

Mein Tipp

Wenn man vornehmlich an der herrlichen musikalischen Seite des "Nussknackers" interessiert ist, empfehle ich die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern unter Bychkow aus dem Jahr 1987. Hier erlebt man den einzigartigen Klang des hochgerühmten Orchesters zum Ende der Karajan-Ära. Auch wenn die spätere Aufnahme Rattles mit diesem Orchester (zumindest namensgleich) noch immer recht gut ist, ist sie doch nur ein Abglanz. Was für ein Orchester! Was für ein Klang! Unwiederbringlich. Leider.

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