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Bayreuther Festspiele

24. Juli - 28. August 2023

Sopranistin Catherine Foster im Porträt Von der Hebamme zur Walküre

Sie ist draufgängerisch, sie hat Selbstbewusstsein und sie ist Papas absoluter Liebling: die Walküre Brünnhilde. Im "Ring des Nibelungen" bei den Bayreuther Festspielen hat die Engländerin Catherine Foster ein Abo auf diese ebenso kräftezehrende wie anspruchsvolle Rolle. Zum fünften Mal ist sie heuer dabei - und vorerst zum letzten Mal. Wagners magischer "Ring" macht zwei Jahre Pause, bis er dann im Jahr 2020 in einer Neuinszenierung erneut für Unfrieden innerhalb von Wotans Clan sorgen wird.

Catherine Foster (Brünhilde), Szenenbilder Siegfried, Bayreuther Festspiele 2017 | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Bildquelle: © Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Die Brünnhilde war Catherine Foster nicht in die Wiege gelegt. Begonnen hat sie ihre berufliche Laufbahn als Hebamme in einem Krankenhaus. Und noch während des Gesangstudiums, so erinnert sie sich, hat sie rund 1.500 Kinder auf die Welt geholt. Wer so oft den schrillen ersten Schrei eines Neugeborenen gehört hat, der kann eigentlich gar nicht anders, als dramatische Sopranistin zu werden, sollte man meinen. Jedenfalls hat dieser Beruf die Sängerin mit Extremsituationen und extremen Emotionen konfrontiert. Eigenschaften, die von Bühnendarstellern gefordert und erwartet werden: Angst auszudrücken, Glücksgefühle zu transportieren, existenzielle Situationen darzustellen.

Singen braucht weitaus mehr als ein intensives Notenstudium - vor allem: Lebenserfahrung. Catherine Foster hat Menschen aus völlig unterschiedlichen sozialen Verhältnissen in ihrer Zeit als Hebamme begleitet.

Von reich bis sehr arm - da habe ich viele Erfahrungen. Und ich bringe das auf die Bühne.
Catherine Foster

Szene aus Götterdämmerung - Bayreuther Festspiele 2017
| Bildquelle: © Bayreuther Festspiele /Enrico Nawrath Catherine Foster (Brünnhilde) | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele /Enrico Nawrath In Weimar, wo Catherine Foster bis heute lebt, gehörte sie zwischen 2001 und 2011 zum Ensemble des Deutschen Nationaltheaters. Gesungen hat sie dort fast alles: von "La Bohème" über "Lucia di Lammermoor" bis zur Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte". Mit der Rolle der Brünnhilde hat die Sängerin den größten Brocken zu bewältigen, den das Opern-Repertoire für einen dramatischen Sopran bietet. Beim "Ring" in Bayreuth legt sie noch mal eins drauf: Da ist die Herausforderung umfangreicher als ein Fulltime-Job - und sportlicher als ein Marathon.

Die Opern von Richard Wagner sind für Sänger so etwas wie die Besteigung eines Achttausenders. Sie erfordern eine gute Kondition, eine innere Ausgeglichenheit, eine Erdung, ganz gleich, welche Höhen die Stimme zu erklimmen hat. Catherine Foster erzählt, sie setze auf Stretching: "Das ist auch für die Beine. Und Yoga. Vor einer Vorstellung bin ich mindestens zwei Stunden früher da, damit ich Ruhe habe."

Ich muss die Stimme den ganzen Tag wärmen.
Catherine Foster

Szene aus Götterdämmerung - Bayreuther Festspiele 2017
| Bildquelle: © Bayreuther Festspiele /Enrico Nawrath 2. Aufzug: Catherine Foster (Brünnhilde), Allison Oakes (Gutrune), Stefan Vinke (Siegfried) | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele /Enrico Nawrath Von Wotans pubertierender Lieblingstochter entwickelt sich Brünnhilde im Laufe des "Ringes" zur eigenständigen Frau. Der Weg dorthin ist dicht bepackt mit Aufgaben, die ihr gestellt werden, und auch welchen, die sich die Walküre selbst stellt. Für Catherine Foster ist sie einer der wenigen wirklich schlüssigen Charaktere bei Wagner: "Sie muss viel Traurigkeit, viel Glück erleben - und dadurch lernt sie."

Catherine Foster ist überzeugt, dass sich ihre Brünnhilde Jahr für Jahr weiterentwickelt. Weil auch ihr eigener Schatz an Lebenserfahrung größer wird. Bereits seit fünf Jahren erlebt sie jeden Sommer als Brünnhilde in Bayreuth. Einen Felsen - wie die Walküre - braucht sie nicht unbedingt, um sich wohl zu fühlen. Catherine Foster geht dann doch lieber mit ihrer Tochter Eis essen ins italienische Café in der Opernstrasse.

Sendung: "Allegro" am 17. August 2017, 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Radio-Tipp - "Götterdämmerung" auf BR-KLASSIK

Samstag, 19. August 2017, 18.05 Uhr
in Surround in einem Mitschnitt vom 3. August 2017

Musikalische Leitung: Marek Janowski
Regie: Frank Castorf

Siegfried: Stefan Vinke
Gunther: Markus Eiche
Hagen: Stephen Milling
Alberich: Albert Dohmen
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Allison Oakes
Waltraute: Marina Prudenskaya

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