BR-KLASSIK

Inhalt

Kostprobe | 19.02.2023 Pi wie Pisendel

Den Ruhm heimsen immer die Kapellmeister und Chefdirigenten ein, von Händel bis Karajan; aber wer kennt schon die Namen ihrer Konzertmeister? Bei einem war es anders: Johann Georg Pisendel. Eine neue CD mit Concerto Köln.

CD-Cover: Johann Georg Pisendel - Violinkonzerte und andere Werke | Bildquelle: © Berlin Classics

Bildquelle: © Berlin Classics

Auf dem Cover prangt ein grünes Pi in griechischer Schrift. Aber keine Angst: Die CD enthält keinen Mathe-Nachhilfe-Kurs, es geht nicht um die Anzahl der Nachkommastellen der berühmten Kreiszahl. Pi – in der Welt von Concerto Köln steht das für Pisendel – Johann Georg Pisendel.

Pionier Pisendel

Einen ähnlichen Job wie Pisendel hat heute Mayumi Hirasaki: Sie ist Konzertmeisterin von Concerto Köln, eine Aufgabe, die sie sich mit vier Herren teilt. In ihren Augen ist Johann Georg Pisendel ein Vorreiter. Er setzte es als Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle durch, dass alle seinem Bogenstrich folgen mussten. Aus einer Ansammlung von eigensinnigen Virtuosen wurde so ein gemeinsam atmender Klangkörper, der in ganz Europa für Aufsehen sorgte.

Facettenreich

Idee und Konzept der neuen CD stammen von Mayumi Hirasaki, die in den Violinkonzerten auch die Solopartien übernimmt. Ihr geht es vor allem darum, Pisendel speziell im Licht seiner Tätigkeit als Konzertmeister zu interpretieren, als einen Komponisten, dessen Werke sein Verhältnis zum Orchester und seine Rolle im Orchester spiegeln. Die Musikauswahl unterstreicht die vielfältigen Facetten Pisendels als Geiger und Komponist, vom französischen Tanz bis zum Solokonzert nach italienischem Vorbild, von der galanten Sinfonia bis zur Kirchensonate.

Virtuosität und Klangpracht

Das Orchester und sein Konzertmeister Pisendel mussten alle Geschmacksrichtungen am sächsischen Hof bedienen. Und diese Vielfalt ist auch das große Plus der CD: mit französisch, italienisch und böhmisch-österreichisch inspirierten Klängen eines Komponisten, der am Hof in Ansbach ausgebildet worden ist – einer kulturellen Schnittstelle im Herzen Europas. Pisendels Lehrer waren Torelli und später auch Vivaldi, sein erster Vorgesetzter in Dresden war der Flame Jean Baptiste Volumier und mit Johann Sebastian Bach verband ihn eine fruchtbare Freundschaft.

Concerto Köln – in punkto Virtuosität und Klangpracht auf den Spuren des barocken Dresdner Hoforchesters unterwegs. Nur eben unabhängig und frei als Institution: Die Projekte wie diese neue Pisendel-CD sind von einem hohen Maß an kreativer Eigeninitiative und Neugier erfüllt – und das hört man der Musik in jedem Takt an.

Johann Georg Pisendel - Violinkonzerte und andere Werke

Concerto Köln; Mayumi Hirasaki, Violine und Leitung
Label: Berlin Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 19. Februar 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player