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Anna Amalie von Preußen Komponistin mit Sinn für Tradition

Berlin, 9. November 1723: Anna Amalie von Preußen wird geboren. Sie ist die Schwester von Friedrich dem Großen, der ein passionierter Flötist ist. In die Musikgeschichte wird Anna Amalie vor allem wegen ihrer umfangreichen Bibliothek eingehen. Dabei ist sie selbst auch Musikerin – und vor allem Komponistin.

Anna Amalie von Preußen | Bildquelle: picture alliance / akg-images | akg-images

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Musizieren ist nichts für eine Prinzessin! Das findet zumindest ihr Vater, Friedrich Wilhelm I., König in Preußen. Anna Amalie bekommt also keinen Musikunterricht. Ihr Bruder hingegen schon: Friedrich der Große. Der war bekanntlich ein großer Musikliebhaber und passionierter Flötist. Aber immerhin: Er ist es, der der Schwester einiges beibringt und sie mit Noten versorgt – alles hinter dem Rücken des Vaters.

Friedrich der Große versorgt Schwester mit Noten

Friedrich II - 'Der Große' Flute Concertos | Christoph Huntgeburth Ensemble Sans Souci Berlin | Bildquelle: Essential Classical (via YouTube) Anna Amalie war die Schwester Friedrich des Großen | Bildquelle: Essential Classical (via YouTube) "Mein teurer Bruder, Sie wissen, daß ich mich seit einiger Zeit ein bisschen mit der Musik beschäftige und ich brenne vor Lust, mich darin zum perfektionieren", schreibt die 15-jährige Anna Amalie aus Potsdam an ihren Bruder in Rheinsberg. "Hätten Sie die Güte, mir einige nette Stücke zuzusenden, mit denen ich weiter üben könnte?", bittet sie ihn. Schluss mit der Heimlichtuerei ist zwei Jahre später. Da stirbt ihr Vater. Ab jetzt nimmt auch Anna Amalie Unterricht – bei Gottlieb Hayne, dem Lehrer ihres Bruders: in Klavier, Gesang, und Generalbass-Spiel. Und sie beginnt zu komponieren: Armeemärsche.

Eigene Hausorgel für Anna Amalie

Johann Philipp Kirnberger | Bildquelle: picture-alliance / akg-images | akg-images Lehrer und musikalischer Freund bis ins hohe Alter: der Musiktheoretiker und Komponist Johann Philipp Kirnberger | Bildquelle: picture-alliance / akg-images | akg-images Neben dem Klavier entdeckt Anna Amalie auch bald die Orgel und lässt sich eine eigene Hausorgel ins Balkonzimmer des Berliner Stadtschlosses einbauen. Mit Mitte 30 nimmt sie sich einen neuen Lehrer: den Bach-Schüler Johann Philipp Kirnberger. Er ermuntert sie weiter zu komponieren, lenkt ihr Tun aber in klare Bahnen. "Er hatte mich anfänglich mit Strenge von allen Musikaufführungen abgehalten, um, wie er sagte, meinem Geschmack keine falsche Richtung zu geben", erinnert sich Anna Amalie später. "Diese Strenge ward bald unnütz, denn je länger ich arbeitete, je mehr fand ich alle neueren Musiken schal und unausstehlich. Nur was mühsam ausgearbeitet zu sein schien, zog mich an."

Unmoderner Kompositionsstil

Es ist ein etwas antiquierter Stil, den Lehrer und Schülerin pflegen. Doch Anna Amalie ist zufrieden. Gegenseitiger Respekt und eine tiefe Freundschaft verbindet sie mit Kirnberger bis ans Lebensende. Was Anna Amalie an Werken hinterlässt, ist überschaubar: eine Reihe geistlicher Choräle, weltliche Lieder, Märsche und Kammermusik. Wesentlich interessanter für die Musikgeschichte ist ihre riesige Bibliothek, vor allem für die Bachforschung. Dabei hätte auch die Komponistin Anna Amalie von Preußen mehr Beachtung verdient. 

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 9. November 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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