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Was heute geschah – 18. Juni 1815 Carl Maria von Weber kommt nach München

München 18. Juni 1815. Die Straßen im Bayerischen Wald sind schlecht und steil. Links Berge, rechts Berge. Carl Maria von Weber schaukelt im Wagen wie ein Betrunkener. Ab Deggendorf wird es entspannter und am Abend dieses Junitages hat die lange Reise von Pilsen endlich ein Ende: München!

Der Komponist Carl Maria von Weber. Nach dem Porträt von Caroline Bardua. | Bildquelle: picture alliance / united archives

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Weber stürzt sich ins Leben, stopft den Kalender voll mit Terminen. Hungrig nach Musik besucht er das Hoftheater und das Isartor-Theater, er macht Musik mit Freunden, singt, spielt Klavier. Obendrein lässt sich Weber von diversen Bankiers und Freiherren immer wieder gerne zum Mittagessen einladen. Denn natürlich nutzt Weber die Gelegenheit, ein bisschen Eigen-PR zu betreiben. Wer weiß, vielleicht winkt aus München der nächste große Auftrag? Dass er für die königlichen Hoheiten in Schloss Nymphenburg ein kleines, kostenloses Privatkonzert spielt, versteht sich fast schon von selbst.

Selbstmitleidige Briefe

Aber bei aller Lebenslust nagt doch auch ein Unbehagen an Webers Gemütszustand. Er schläft schlecht, weil ihn die Geldnot plagt. Erst Anfang August finden in München einige Konzerte mit ihm statt. Auch mit seiner Angebeteten, der Sängerin und Schauspielerin Caroline Brandt läuft es nicht glatt. Sie lässt ihn zappeln. Wird sie ihn heiraten? Oder nicht? Weber schreibt ihr seitenweise selbstmitleidige Briefe: "Ich habe mich selbst erst kennen gelernt, habe gesehen, welche unendliche Macht des Gefühls in mir liegt, dass sie in keinem Verhältnis zu meinen übrigen Kräften steht. Ich küsse dich Millionenmal." Zwei Jahre dauert das Katz und Maus-Spiel mit Caroline noch bis zur Hochzeit.

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Carl Maria von Weber: Clarinet Quintett B-Dur op. 34 | Bildquelle: Armida Quartett (via YouTube)

Carl Maria von Weber: Clarinet Quintett B-Dur op. 34

Hitzige Diskussionen über ein Rondo

Und dann ist da in München auch noch sein Freund, der Klarinettist Heinrich Joseph Baermann. Mit ihm führt Weber hitzige Diskussionen. Der wartet nämlich schon seit geraumer Zeit auf das abschließende Rondo aus dem Klarinettenquintett B-Dur. Mit diesem virtuosen Konzert in Mini-Besetzung will er zu einer Tournee durch Italien aufbrechen. Weber jedoch, statt zu komponieren, dichtet lieber ein paar schnoddrige Spottverse auf Baermann: "So geh nach Venedig und hole baar Geld, das ists was in München am meisten gefällt!"

Glückliche Vollendung

Weil aber Weber, selbst chronisch pleite, gerade fürs Geld immer Verständnis hat, vollendet er schließlich das Quintett. Es wurde zu einem der berühmtesten, sehnsuchtsvollsten Stücke für Klarinette. Dank Baermanns Hartnäckigkeit!

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 18. Juni 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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