BR-KLASSIK

Inhalt

2. September 1919: Fania Fénelon wird geboren Holocaust-Überlebende und Schriftstellerin

Paris, 2. September 1919. Die Chanson-Sängerin Fania Fénelon wird geboren. Sie ist 23 Jahre alt, als sie im Mai 1943 in Paris von der Gestapo verhaftet wird. Der Grund: Sie ist als Cabaret-Sängerin vor deutschen Wehrmachtssoldaten aufgetreten - im Auftrag der Resistance, die auf diese Weise an Informationen gelangen will.

Fania Fenelon, französische Chansonsängerin Holocaustüberlebende und Autorin, Frankreich 1981 | Bildquelle: picture alliance/United Archives

Bildquelle: picture alliance/United Archives

Der Beitrag zum Anhören

Fania Fénelon, die am 2. September 1919 als Fanny Goldstein zur Welt gekommen war, wird ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. "Wer kann 'Madama Butterfly' singen und sich dabei am Klavier begleiten?", lautet die Frage, die sie vor der Gaskammer bewahrt. Die Französin jüdischen Glaubens wird Mitglied des von der SS gegründeten Mädchenorchesters. Dessen Leiterin ist die ebenfalls jüdische Geigerin Alma Rosé, eine Nichte von Gustav Mahler. Auch die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch ist Mitglied des Mädchenorchesters.

Arbeitseinsatz im KZ mit Marschmusik

Das Ensemble begleitet den täglichen Auszug anderer KZ-Häftlinge zum Arbeitseinsatz mit Marschmusik und unterhält das deutsche Wachpersonal. Auf dem Programm stehen Werke von der Beethoven-Symphonie bis zum "Weißen Rössl". So soll Lagerkommandant Josef Kramer bei Schumanns "Träumerei" Tränen in den Augen gehabt haben. Wie bei vielen SS-Schergen bilden auch bei ihm Brutalität und Sentimentalität eine zynische Allianz.

Unkonventionelle Version von Beethovens Fünfter

Fania Fénelon übernimmt die wichtige Aufgabe einer Arrangeurin. Das Mädchenorchester von Auschwitz ist unkonventionell besetzt, zum Beispiel mit Akkordeon und Mandoline. Fénelons Version der Fünften Symphonie Beethovens nimmt eine besondere Rolle im Repertoire des Orchesters ein. Deren Anfangsmotiv erinnert an die Kennung der englischen BBC und wird damit zu einem Symbol des Widerstands.

Ihr Buch wird verfilmt

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs tritt Fénelon als Chansonsängerin auf, 1966 zieht sie nach Ostberlin. Zehn Jahre später veröffentlicht die Holocaust-Überlebende ihre Erinnerungen unter dem Titel "Das Mädchenorchester von Auschwitz". Das erfolgreiche Buch wird in den USA verfilmt und sorgt aufgrund der Charakterisierung Alma Rosés für Diskussionen. Fania Fénelon stirbt am 19. Dezember 1983 in Paris.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Die Sängerin FANIA FENELON erzählt 1981 über ihre Zeit im KZ | Bildquelle: tommy1940 (via YouTube)

Die Sängerin FANIA FENELON erzählt 1981 über ihre Zeit im KZ

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 02. September 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player