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Pianist Friedrich Gulda Einer wie Keiner

Wien 16. Mai 1930. Der Pianist Friedrich Gulda wird geboren. Er war der wohl größte Beethoven-Interpret in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber er ließ sich nicht auf Klassik festlegen – was einige ihm übel nahmen.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Gulda kam aus kleinen Verhältnissen. Der Vater hatte sich zum Hauptschulrektor hochgearbeitet. Man war fraglos sozialdemokratisch im Hause Gulda und fraglos musikbegeistert. Mit sieben Jahren bekam Friedrich Klavierunterricht. Als er die Masern hatte, übte sein Vater verbissen einen Beethoven-Satz, kam aber nie über eine knifflige Stelle hinweg. "Und das ging so dahin, während der ganzen 14 Tage meiner Krankheit", erinnert sich Gulda. "Und das Resultat war, dass ich dann diesen Satz, den er also so verzweifelt übte, eigentlich auswendig konnte. Und wie ich endlich gesund war, habe ich ihm den fehlerlos vorgespielt."

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Friedrich Gulda Beethoven Piano Sonata no.31 op. 110 (2. Mov) LIVE

Die Reifeprüfung war Formsache

Mit zwölf Jahren wurde er Jungstudent an der Akademie, mit 16 gewann er einen Klavierwettbewerb in Genf, die anschließende Reifeprüfung war Formsache: "Mein 'summa cum laude' stand sowieso fest, und ich habe gespielt und gespielt – eine Stunde, zwei Stunden und drei Stunden... Sie wollten immer noch mehr hören und immer noch mehr.  Da habe ich mir vorgenommen, dass es das letzte Konzert wäre, das ich sozusagen umsonst gäbe."

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Zum 95. Geburtstag von Friedrich Gulda widmet BR-KLASSIK ihm die Sendung KlassikStars am 16.05.2025 ab 18:05 Uhr

Klanglich ungemein differenzierte Interpretationen

In den Fünfzigern machte Gulda mit zyklischen Aufführungen aller Beethoven-Sonaten Furore. Seine absolut schnörkellosen, dabei klanglich ungemein differenzierten Interpretationen waren eine radikale Absage an die romantische Interpreten-Selbstherrlichkeit. Gulda spielte die Klassiker, und sie klangen so brisant und unverbraucht wie soeben komponiert.

Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich als Musiker zu tun habe.
Friedrich Gulda

Gulda blieb unbeirrbar

Aber er wollte mehr. In Genf hatte Gulda mit 16 Jahren zum ersten Mal Jazz gehört. Er lernte das Improvisieren, trat mit Jazzern auf, brachte sich Saxophon bei, sang, komponierte, arrangierte – und fühlte sich missverstanden. Die Klassikkritiker schrieben, das gehöre sich nicht, schlimmer noch: Sie belächelten ihn. Mag sein, dass das hinter vorgehaltener Hand auch manche Jazzer taten. Aber Spaß hatten sie miteinander. Gulda jedenfalls war unbeirrbar: "Ich lasse mich nicht drücken und mir nicht vorschreiben, was ich als Musiker zu tun habe."

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Friedrich Gulda & Munich Philharmonic Orchestra: General Dance (with Syndicate & Paradise Band)

Guldas Lebens- und Musikhunger war unstillbar

Später trat er kaum noch mit klassischen Stücken auf oder konfrontierte diese mit Jazz, freier Musik, Blockflöten-Einlagen und Techno. Dann setzte er die Legende seines eigenen Todes in die Welt. Hinzu kam sein legendärer Nacktauftritt. All das gehört zum Menschen und Künstler Gulda mit seinem unstillbaren Lebens- und Musikhunger. Aber schade wäre es, darüber die Hauptsache zu vergessen. Bach, Debussy, auch Chopin und vor allem Beethoven spielte er streng texttreu und – in seinen besten Momenten – beflügelt von einer geradezu schamanenhaften Inspiration.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. Mai 2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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