Wien, 23. Mai 1864. Kaiser Franz Joseph vergisst seinen langjährigen Groll gegen Johann Strauss Sohn, der sich 1848 im Gegensatz zu seinem Vater auf die Seite der Revolution gestellt hat. Seitdem hat sich der Komponist bemüht, seine Kaisertreue unter Beweis zu stellen und wird dank der geschickten Fürsprache seiner Frau Jetty belohnt: Kaiser Franz Joseph ernennt ihn zum "Hofball-Musikdirektor" und verleiht ihm die Goldene Künstler-Medaille.
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Die Verleihung der Goldenen Künstler-Medaille markiert das vorläufige Ende der Versuche des Komponisten, sich mit dem Kaiserhaus gut zu stellen. Johann Strauss geht es dabei vor allem um die Ernennung zum "Hofball Musikdirektor" – ein Titel, der erstmals für seinen Vater kreiert worden war. Nach dessen Tod 1849 wollte ihn auch der Sohn tragen und bat den Kaiser umgehend um dieses Amt. Die Bitte wurde wegen angeblicher Formfehler abgeschlagen.
Auch zwei weitere Versuche scheitern – trotz jetzt formvollendeter Bittschriften: "Euer Majestät! Der allerunterthänigst Gefertigte wagt es, sich in tiefster Ehrfurcht von der Allerhöchsten Gnade die Übertragung des von seinem verstorbenen Vater Johann Strauss geführten Titel eines kk. Hofballmusik-Direktors, auf ihn, zu erbitten. Stets bemüht, den Fußstapfen seines Vaters zu folgen, hat der gehorsamste Bittsteller, seitdem er die Leitung des durch den Tod seines Vaters verwaisten Orchesters übernahm, seine Bemühungen darauf gerichtet, die Kunst nicht nur nach seinen schwachen Kräften auszubilden, sondern durch die Mitwirkung zu den höheren Zwecken der Humanität und des Patriotismus zu veredeln."
Wegen Einwänden gegen seinen "Lebenswandel als Junggeselle" weist der Kaiser auch dieses Gesuch zurück. Der eigentliche Grund für die Ablehnung aber ist, dass sich Johann Strauss auf die Seite der Revolutionäre von 1848 gestellt hatte – nicht zuletzt durch die Komposition seines "Revolutions-Marsches", op. 54.
Bei Hofe hat man das nicht vergessen. Obwohl Strauss schon ein Jahr später einen "Kaiser-Franz-Joseph-Marsch" komponiert – fünf Jahre später gar einen "Kaiser-Franz-Joseph-I.-Rettungs-Jubel-Marsch" und zu dessen Hochzeit mit Sisi den Walzer "Myrthen-Kränze" – er findet keine Gnade. Erst als er 1862 Jetty Treffz heiratet, gelingt es der früheren Sängerin, ihren Mann bei Hof zu rehabilitieren – nicht zuletzt mit dem diskreten Hinweis auf ihren "glücklichen Ehestand und heimischen Herd".
Ende Februar 1863 ist Johann Strauss endlich "Hofball-Musikdirektor" und erhält dann im Jahr darauf vom Kaiser auch noch die Goldene Künstler-Medaille – für seinen "Deutschen Krieger-Marsch".
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Deutscher Krieger-Marsch op.284 - Johann Strauss II
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Sendung: "Allegro" am 23. Mai 2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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