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Madrid - 12. April 1750 Kastrat Farinelli und die künstlichen Vögel

Sanft plätschern die kostbar verzierten Springbrunnen, eine der Fontänen steigt über 20 Meter in die Höhe. Umrahmt wird das Wasserspektakel von künstlichen Bäumen. In den Baumkronen zwitschern verschiedenste Vögel: Kein Tier ist echt, alle sind kunstvoll imitiert. Was nach Las Vegas klingt, ist tatsächlich das Bühnenbild für eine Uraufführung in Madrid im Jahr 1750.

Bühnenbildgemälde "Armida Placata" | Bildquelle: wikimedia

Bildquelle: wikimedia

Seine Oper "Armida placata" hat Giovanni Battista Mele eigens für eine Hochzeit im spanischen Königshaus komponiert - und darum wird sie besonders üppig, lebendig und prunkvoll in Szene gesetzt vom mächtigen Opernimpresario Carlo Broschi. Der ist nicht irgendein italienischer Opernfreak mit Hang zum Größenwahn - unter seinem Bühnennamen ist er der Gesangsstar seiner Zeit: Farinelli.

Farinelli singt vor dem spanischen König

Nach Spanien hat es den berühmten Kastraten schon vor 13 Jahren verschlagen. Das Land steckte in einer Krise: König Philipp V. liegt, verwildert wie ein Einsiedler, den ganzen Tag im Bett, lässt Haare und Fingernägel wachsen. Er geht keinen Regierungsgeschäften nach. Die Königin lädt Farinelli, damals auf dem Zenit seines Ruhmes, an den Hof. Der Sänger kann das verlockende Angebot nicht ausschlagen - und enttäuscht nicht! Kraft seiner verzaubernden Stimme schafft es der Sänger, den schwer depressiven König Philip V. aus der Lethargie zu reißen.

Ein Luxushonorar für den Kastratensänger

Opernsänger Farinelli (Carlo Broschi) | Bildquelle: picture alliance / Heritage-Images Der italienische Kastratensänger Farinelli (Carlo Broschi) um 1735 | Bildquelle: picture alliance / Heritage-Images Farinelli geht nicht leer aus: Er erhält ein außergewöhnlich hohes Gehalt, eine Hofequipage, eine königliche Wohnung sowie diamantenverzierte Bilderrahmen mit dem Porträt des Königs. Außerdem übernimmt Farinelli die musikalische Gestaltung der Oper. Und Philipp V. bezieht ihn sogar in politischen Fragen mit ein.

Es wird viel getuschelt über den kuriosen Sänger mit der hohen Stimme, der sich das Vertrauen des Königs erschlichen oder vielmehr ersungen hat. Aber Farinelli nimmt die Gerüchte gelassen auf. Gütig und milde weiß er seine Feinde zu entwaffnen, indem er ein gutes Wort für sie einlegt und sie sogar befördern lässt: "Ihr wisst, dass der Empfohlene euer größter Feind ist und böse von euch redet, wo er kann?" - "Ja Majestät, eben darum möchte ich mich auf diese Weise an ihm rächen!"

Podcast-Tipp

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Effektvolle und kostspielige Szenerien in der Oper

Farinelli etabliert die italienische Oper in Spanien. Das Theater stattet er mit der neuesten Bühnentechnik aus. Farinelli kümmert sich persönlich um das Musikprogramm und um effektvolle Szenerien. Seine Ideen sind originell und im Regelfall sehr kostspielig: Hunderte von Kerzen erleuchten die Foyers des Opernhauses, Kristalle auf den Kostümen lassen die Darsteller geheimnisvoll funkeln. Mit den echten Springbrunnen auf der Bühne inszeniert Farinelli die Illusion einer paradiesischen Idylle - und wird dafür längst nicht nur von der Königsfamilie gefeiert!

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören - oder Sie abonnieren unseren Podcast. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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