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Die Mezzosopranistin Teresa Berganza Ein Glücksfall für die Opernwelt

Madrid, 16. März 1933. Die Mezzosopranistin Teresa Berganza wird geboren. Anfang der 60er-Jahre erobert sie die Bühnen der Welt. Die Presse überschlägt sich mit Lobeshymnen: "Perlenschnüre fallen aus ihrem Mund, so oft sie ihn aufmacht", dichtet ein Rezensent, ein anderer hört in ihrer Stimme "das Feuer eines dunklen Edelsteins" und selbst Kritikerpapst Joachim Kaiser gerät ins Schwärmen über die junge Künstlerin, "die Apoll an seiner Leier zupfen lässt!"

Die Mezzosopranistin Teresa Berganza im Jahr 2018 | Bildquelle: picture alliance / NurPhoto

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Ursprünglich träumte Teresa Berganza von einem Dasein als Nonne, aber beim Psalmensingen wäre sie wohl etwas unterfordert gewesen. Ihre lupenreine Koloraturtechnik und untrügliche Musikalität waren ein Glücksfall für die Opernwelt, besonders für Gioachino Rossini: Berganzas Mezzo entsprach mit seiner metallischen Tiefe, schlanken Höhe und enormen Beweglichkeit genau dem Fach des Koloratur-Alt, für das der "Schwan von Pesaro" seine schönsten Belcanto-Partien schrieb. Zum Beispiel die Arie der Isabella "Cruda sorte! Amor tiranno!" aus dem 1. Akt der Oper "Die Italienerin in Algier".

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Teresa Berganza "Cruda sorte, amor tiranno" L'italiana in Algeri | Bildquelle: Onegin65 (via YouTube)

Teresa Berganza "Cruda sorte, amor tiranno" L'italiana in Algeri

Leidenschaft für das iberische Lied

Neben Rossini und Mozart gab es für Berganza eigentlich nur noch Massenets Charlotte, Bizets Carmen und die Leidenschaft für das Lied, besonders aus dem iberischen Raum. Dass sie bisweilen als "größte Sängerin mit dem kleinsten Repertoire" bezeichnet wurde, konnte ihr egal sein. Sie kannte ihre Grenzen und übertrat sie nie. Belohnt wurde sie mit einer Karriere, die von ihrem Debut beim Aix-en-Provence Festival 1956 bis zum letzten Liederabend rund ein halbes Jahrhundert dauerte.

Klick-Tipp

Am 13. Mai 2022 ist Teresa Berganza im Alter von 89 Jahren gestorben. Lesen Sie hier unseren Nachruf auf die dezente Primadonna.

Affekt statt Effekt

Ästhetik statt Athletik, intimer Affekt statt greller Effekt, so lautete das Motto der dezenten Primadonna. Sie hatte es nie nötig, durch Skandale auf sich aufmerksam zu machen. Trotzdem sang sie bei Großereignissen wie der Expo in Sevilla oder den Olympischen Sommerspielen in Barcelona 1992, wurde als erste Frau in die spanische Königliche Akademie der schönen Künste aufgenommen und erhielt 2018 den Internationalen Opernpreis für ihr Lebenswerk. Spanisches Temperament, gebändigt durch künstlerische Präzision, das war wohl ihr Geheimnis.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. März 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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