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28. April 1874 – Wagner zieht in Wahnfried ein Ein Denkmal zu Lebzeiten

Bayreuth, 28. April 1874. Richard Wagner zieht in die Villa Wahnfried ein. Sein lang geplantes Eigenheim, direkt neben dem Festspielhaus. Lang hat der Komponist auf diesen großen Moment gewartet.

Haus Wahnfried | Bildquelle: Kristina Kreutzer

Bildquelle: Kristina Kreutzer

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"Mein Eigenheim in Bayreuth, meine Künstlerresidenz, meine Empfangsvilla. Gleich neben meinem geliebten Festspielhaus." So dachte sich das Wagner zumindest. Stattdessen watet der 60-Jährige in Stiefeln durch Baustellenschlamm. Hier, gleich neben dem Bayreuther Hofgarten, hätte schon längst seine Hauseinweihung stattfinden sollen. Aber ständig gibt es Probleme. Die große Treppe in der Eingangshalle passt nicht, und das Zwischengeschoss ist zu dunkel, weil die Fenster fehlen.

Nicht Eigenheim, Ärgersheim sollte es heißen. Dabei habe ich Skizzen zu allen Zimmern schon vor Jahren angefertigt.
Richard Wagner

Ein prominenter Gönner

Mit Lineal hat er sie sogar angefertigt, die Skizzen. Nur ist Wagner eben Komponist und kein Architekt. Und dass ein Musikzimmer, ein Nibelungen-Fries oder ein Konferenzsaal so viel Geld verschlingen, hätte doch keiner ahnen können. Zum Glück hat Wagner einen Fan, der die fehlenden 25.000 Taler mal eben locker macht: König Ludwig II. Kleine Gegenleistung: Der König lässt seine Bronzebüste direkt vor Wagners zukünftigem Haus aufstellen (siehe Bild oben).

Der glückliche Komponist betritt sein Heim

Und dann ist er endlich da, der große Tag. Richard Wagner, seine Frau Cosima und die fünf Kinder beziehen ihr neues Heim in Bayreuth. Der Komponist ist überglücklich: "Ich habe viele Jahre meines Lebens dem wüsten Walten des Zufall’s anheim geben müssen. Jetzt weiß ich endlich, wohin ich gehöre und wo ich für meine Familie im bürgerlichen Sinne sorgen kann." Euphorisch lässt Wagner über der Eingangstür das Hausmotto in Marmor einmeißeln.

Hier wo mein Wähnen Frieden fand – Wahnfried – sei dieses Haus von mir benannt.
Motto der Villa Wahnfried

Wagbner zieht in Wahnfried ein, die Götter in Walhall

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Der Einzug der Götter in Walhall | Bildquelle: BigBang2012 (via YouTube)

Der Einzug der Götter in Walhall

Zentrum von Wagners Aktivität

Wahnfried als friedlicher Alterswohnsitz? Weit gefehlt. Als zwei Jahre später die ersten Bayreuther Festspiele stattfinden, kann sich Cosima vor lauter Proben und Empfängen kaum retten. Und wenn gerade mal keine wichtigen Herren im Haus sind, schreibt Wagner weiter an der "Götterdämmerung" und an seinem "Parsifal".

Erst Gästehaus, dann Museum

Richard Wagner in Bayreuth, das ist Programm. Mit seinem Haus Wahnfried hat sich der Komponist selbst ein Denkmal zu Lebzeiten gesetzt. Franz Liszt wird hier auftreten. Die Wagnerianer werden sich hier regelmäßig versammeln. Arturo Toscanini und Richard Strauss werden hier übernachten. Wahnfried wird auch Gästehaus für Adolf Hitler sein, bevor die Südseite von einer Fliegerbombe zerstört wird. Und dann, viele Jahre später, wird in der Villa ein Richard-Wagner-Museum eingerichtet werden.

Von der wechselhaften Geschichte seiner Traumvilla erfährt Richard Wagner nichts mehr. Als er 1883 stirbt, wird er in der Gartengruft seines geliebten Hauses Wahnfried beerdigt. Sein Grabmal hat er vorher natürlich schon genau geplant.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 28. April 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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