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Was heute geschah – 6. März 1930 Lorin Maazel wird geboren

Neuilly-sur-Seine, 6. März 1930. Der amerikanische Dirigent, Geiger und Komponist Lorin Maazel wird geboren. Er begann als Wunderkind, das zum Glück nicht verheizt wurde, machte Karriere im Eiltempo und verfügte über eine perfekte Schlagtechnik. Mit München verband ihn viel: Er war langjähriger Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters und übernahm – als letzten Chefposten seines Lebens – die Münchner Philharmoniker.

Der Dirigent Lorin Maazel | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Ein Orchester dirigierte Lorin Maazel öffentlich zum ersten Mal mit neun Jahren, immerhin anlässlich der New Yorker Weltausstellung. Ein Scherz war das nicht. Als Lorin mit elf das für Arturo Toscanini gegründete NBC Symphony dirigierte, war der gestrenge Maestro begeistert und gab ihm eine mehr als freundliche Empfehlung mit auf den Weg – der Ritterschlag. Doch das Wunderkind hatte das Glück, von seinen Eltern nicht als solches verheizt zu werden, weder als Geiger noch als dirigierender Jungstar: "Ich war in der Schule wie jeder normale Bub", erinnert sich der Dirigent. "Ich habe Sport getrieben und Ferien gemacht, ich war glücklich. Natürlich war ich für Musik begabt, und das war für mich völlig natürlich."

Es ist wichtig, dass der Interpret in der Lage ist, das Herz der Musik zu übermitteln.
Lorin Maazel

Lorin Maazel - ein Rastloser

Doch es hätte auch anders kommen können: Lorin Maazel studierte Sprachen, Mathematik und Philosophie. Das Fullbright-Stipendium, mit dem er nach Italien ging, erhielt er für die Musikwissenschaft, nicht als Musiker. Dann ging alles ganz schnell: London-Debüt mit dreißig, im selben Jahr erster amerikanischer Dirigent in Bayreuth, mit 32 Jahren dann die MET, Künstlerischer Leiter der Deutschen Oper Berlin, Chefdirigent in Cleveland und Pittsburgh, Herr der Wiener Staatsoper, Chefdirigent beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und beim New York Philharmonic. Ein Rastloser, immer voller Hingabe an die Musik: "Es ist sehr wichtig, dass sich der Interpret mit dem Stoff identifiziert und dass er dann in der Lage ist, das Herz der Musik zu übermitteln."

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Lorin Maazel, Interview beim Musikfest Bremen 1994 | Bildquelle: dionysos1908 (via YouTube)

Lorin Maazel, Interview beim Musikfest Bremen 1994

Riesiges Repertoire, fantastisches Gedächtnis

Maazel konnte alles und dirigierte alles. Sein Repertoire war furchterregend, sein Gedächtnis nicht minder. Vielleicht besaß kein zweiter Dirigent im 20. Jahrhundert eine derart perfekte Schlagtechnik, die Fähigkeit, restlos alles, was er ausdrücken wollte, mit seinen Händen zu formen. Man täte ihm Unrecht, würde man dieses unfassbar mühelose Musizieren mit Oberflächlichkeit verwechseln. Maazel wusste immer, was Musik ihm bedeutete: "Ich bin so dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, diese Laufbahn einzuschlagen. Jedes Mal, wenn ich vor einem Orchester stehe oder eine Partitur vor mir habe, schätze ich mich als der glücklichste Mensch der Welt." 82-jährig übernahm Maazel im Jahr 2012 noch einmal Verantwortung bei den Münchner Philharmonikern. Zwei Jahre später, am 13. Juli 2014, starb er im Alter von 84 Jahren.

WAS HEUTE GESCHAH

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